Kommentar |
Ausgehend von zwei wissenschaftlich-künstlerischen Positionen - Color Problems: A Practical Manual for the Lay Student of Color (1901) von Emily Noyes Vanderpoel und Der Bildungstrieb der Stoffe, veranschaulicht in selbstständig gewachsenen Bildern (1855) von Friedlieb Ferdinand Runge – beschäftigt sich dieses Seminar mit Farben. Wir gehen dabei einerseits von historischen Fragestellungen zum Wesen, zur Wahrnehmung und zur Handhabung von Farben aus und beleuchten diese kulturgeschichtlich. Andererseits wollen wir uns selbst in der Praxis mit Farbanalysen beschäftigen. Wir werden Farben entschlüsseln und aufschlüsseln und dabei die Aspekte der Farberscheinung, -wahrnehmung und -psychologie mit in den Blick nehmen. Die unterschiedlichen Farbsysteme, das additive (RGB) und das subtraktive (CMYK oder RYB), sollen dabei Schritt für Schritt nachvollzogen werden. Der analytische Blick splittet die unterschiedlichen Wahrnehmungen in ihre Bestandteile auf. Sowohl in der Geschichte als auch heute stellt(e) sich dabei die Frage, ob die geometrisierte Analyse Übereinstimmungen, Parallelitäten oder Gegensätzlichkeiten zu Tage treten lässt. Andererseits wird schon seit langem die „Selbsttätigkeit“ der Stoffe beobachtet. Bei dem ungestümen Verursachen von amorphen Flecken wird der Mensch zum Aufzeichnungsgerät, werden die Flecken zu Daten, die Zeugnisse eines fühlenden und denkenden Wesens sind. Wie ließen und lassen sich diese interpretieren? In diesem Seminar, das theoretische und historische Anteile enthält, sich aber zugleich als Praxisseminar versteht, setzte ich die Bereitschaft voraus, sich auf ein anderes als das rein wissenschaftliche Denken einzulassen, und praktische Übungen durchzuführen wie das Anfertigen von verschiedenen Objekten. Wir werden einerseits Bilder wachsen lassen und andererseits unsere Umwelt, in Farb-Grids aufgeteilt, analysieren. In der Blockveranstaltung werden sich der künstlerische und der technisch-analytische Anteil sie Waage halten. Die dabei im Experiment entstandenen Arbeiten werden wir zusammen besprechen und unterschiedliche Präsentationsformen konzipieren, die in eine Ausstellung im Flur des Instituts (GEO 47, 4. Stock) münden sollen. |