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Der Garten als medienpoetisches Paradigma - Detailseite

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 5210110ÜWP
Semester WiSe 2022/23 SWS 2
Rhythmus jedes Semester Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Di. 12:00 bis 14:00 wöch     findet statt     5
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Scheuer, Hans Jürgen , Prof. Dr.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Deutsche Literatur Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Master of Arts  Europäische Literaturen Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät, Institut für deutsche Literatur
Inhalt
Kommentar

Das viridarium, der grüne Ziergarten, den Albertus Magnus im 7. Buch seiner Schrift De vegetabilibus entwirft, stellt eine einfache Gartenarchitektur dar, die daraufhin angelegt ist, sämtliche Sinne einzeln anzuregen und in einem totalen synästhetischen Phantasma zu konzentrieren. Ein solcher Garten der Sinne besteht aus einer quadratischen Grünfläche mit Rasenbank, erweitert um Beete mit aromatischen Heilkräutern, eingehegt von Weinreben und "süßen" Hölzern, abgetrennt von der Welt durch Mauer, Zaun oder Graben. Im freien, gut belüfteten Zentrum jenes hortus conclusus fließt eine klare Quelle, die von einem Steingefäß aufgefangen wird. So entsteht ein Lustort (paradisus voluptatum nennt ihn die Vulgata im 2. Schöpfungsbericht), der in literarischen Kontexten oft als ein ander paradîs apostrophiert wird (so etwa im Iwein Hartmanns von Aue).
Damit sind wesentliche Elemente eines medienpoetischen Paradigmas benannt, das nicht nur in der okzidentalen Kultur zum Modell der Schöpfung, der politischen Ordnung, des Weltwissens und/oder der Poesie wird. Denn es bildet eine systematisch und kunstvoll angelegte Apparatur universeller Beobachtung, die es ermöglicht, die makrokosmischen Verhältnisse mit der mikrokosmischen, auf Innenschau gerichteten Perspektive zu verbinden. So lassen sich beide Sphären ohne spürbare Grenzüberschreitungen ineinander spiegeln.
Das Seminar möchte dem visionären Artefakt "Garten" in seinen literarischen, gelegentlich auch hortikulturellen, seinen theatralen, neuerdings auch digitalen Realisationen nachgehen. Es richtet seine Aufmerksamkeit besonders

  • auf die Beschreibung der separaten Baumgärten und magisch-anderweltlichen Parks in der höfischen Epik (Artusromane, Roman de la Rose),
  • auf deren mythisch-erotisches bzw. biblisches Personal (Amor, Narciss, Pygmalion; Susanna),
  • auf das Motiv des locus amoenus / locus horribilis und den lyrischen "Natureingang" in Minnesang und Minnereden,
  • auf die repräsentativen oder utopisch-insulären Ausweitungen der Gartenanlagen in Renaissance und Barock (Francesco Colonna, Hypnerotomachia Poliphili / Hannover Herrenhausen / Potsdam, Sanssouci),
  • auf die religiösen, idyllischen und surrealen Dimensionen des Parks in der bürgerlichen Moderne (Jean Paul, Titan / Raymond Roussel, Locus solus) sowie
  • auf die Wiedererfindung des Viridariums in den modernen Künsten: Theater (T.P.O., Prato: Children Cheering Carpet), Film (Derek Jarman, Garden), Lyrik (Barbara Köhler u.a., Florilegium) und Theoriegärten (Alexander Kluge, Unruhiger Garten der Seele).

Anhand solch historisch weit gespannten Materials werden wir versuchen, den Garten als Ort zu verstehen, an dem wir auf vergessene Bildwelten, aber längst nicht abgetane Wahrnehmungs-konzepte stoßen können.

Literatur

Robert P. Harrison: Gärten. Ein Versuch über das Wesen des Menschen, übers. aus dem Engl. v. Martin Pfeiffer, München 2010.

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2022/23. Aktuelles Semester: WiSe 2024/25.
Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin