Kommentar |
Der Begriff der Moderne ist keineswegs eindeutig definiert. Umstritten ist, ob sie sich als Epoche mit eigener Prägung von der Neuzeit strukturell unterscheidet, oder ob die Moderne zur Neuzeit selbst gehört und als eine bestimmte Form ihrer Selbsterfassung verstanden werden muss. Das forschungsorientierte Oberseminar wird sich mit Modernitätstheorien beschäftigen, die der zweiten Lesart folgen und dabei die Umbruchphase „um 1800“, die sog. „Sattelzeit“, als die entscheidende Formierungsphase der Moderne begreift. Leitend ist ein spezifischer philosophisch-kulturtheoretischer Strukturbegriff der Moderne, der die sog. „Sattelzeit“ als die Heraufkunft einer Reflexionskultur versteht, die vor der Herausforderung stand, gesellschaftliche und kulturelle Modernitätserfahrungen zu verarbeiten. Die Lektüre in diesem Semester wird sich auf philosophische Grundlegungstexte zum normativen Selbstverständnis der Moderne konzentrieren. Theologische Themenstellungen gehören zur stets mitlaufenden Interpretationsperspektive. |
Literatur |
J. Habermas, Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen. Frankfurt 1988; R. Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt 21992; H. Schnädelbach, Philosophie in der modernen Kultur. Vorträge und Abhandlungen 3, Frankfurt/M. 2000. |