Kommentar |
Der ein wenig dramatisch klingende Titel „Trier, Schicksal einer Stadt“ ist der deutschen Übersetzung von Richard Krautheimers berühmten Buch über die (Kunst)Geschichte Roms entlehnt. Ganz so bedeutend wie Rom ist die Stadt Trier nicht, aber ihre Geschichte spannt sich ähnlich kontinuierlich – das ist nördlich der Alpen selten – von der Antike bis in die Neuzeit und darüber hinaus bestehen zahlreiche Bezüge zur ewigen Stadt. Die Überreste des Palasts Kaiser Konstantins oder der Dom, der noch im römischen Kaiserreich errichtet und immer wieder verändert wurde, sind Zeugnisse dieser außergewöhnlichen Stellung, mit der die späteren Epochen gerade in Zeiten drohenden oder realen Bedeutungsverlusts kreativ umzugehen hatten.
Von großem Gewicht von der Spätantike – als Co-Hauptstadt des Römischen Reichs –bis ins späte Mittelalter – als Sitz eines Erzbistums und Kurfürstentums des Hl. Römischen Reichs –, geriet die Stadt Trier in der Neuzeit durch die Herausbildung der Nationalstaaten in eine Randposition, der auch die Zuordnung zu den preußischen Rheinlanden nicht wirklich abhalf, sondern vielmehr der Stadt und ihrer Region den Charakter romantischer Provinz gab. Auch durch die europäische Einigung zeichnet sich nur langsam wieder eine Neuorientierung im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg ab. Gleichzeitig stellt Trier jedoch eine typische (mittel)europäische Stadt dar, deren Entwicklungsmuster in vielerlei Hinsicht auch anderswo anzutreffen sind.
Die Exkursion versucht die Geschichte der Stadt und ihrer Kunst bis zum Ausgang der Neuzeit anhand der Betrachtung der städtebaulichen Strukturen und der erhaltenen Monumente – vor allem aus den Bereichen Architektur und Skulptur, aber auch Malerei und Buchmalerei – nachzuvollziehen. Dabei wird auch die Frage thematisiert, wie das künstlerische Erbe heute erforscht, valorisiert und vermittelt werden kann.
Die bisher vorgesehene Gliederung der Tage ist folgende:
- Antike und Spätantike (Stadtanlage, Thermen, Porta Nigra, römischer Dom, Friedhof St. Maximin)
- Frühes und hohes Mittelalter (Domerweiterung, Diözesanmuseum, Stadtbibliothek (Buchmalerei))
- Spätmittelalter (Liebfrauenkirche, Franziskaner/Jesuitenk., St. Matthias, spätgot. Pfarrkirchen u. Bürgerbauten, evtl. Pfalzel)
- Neuzeit bis 1800 (Kurfürstl. Residenz, St. Paulin, Stadtentwicklung)
Die Teilnehmenden bereiten jeweils ein Bauwerk/Thema als Referat vor. Die Teilnahme an einem Vorbereitungstreffen am 4. Oktober (in Präsenz od. hybrid) ist Teil der LV und verpflichtend. |
Literatur |
Braunfels, Wolfgang (unter Mitarb. Eckart Bergmann [u.a.]), Die Kunst im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. 2, Die geistlichen Fürstentümer, München 1980 Fachbach, Jens; Heinz. Stefan; Schelbert, Georg; Tacke, Andreas (Hrsg.), Architekturführer Trier, Petersberg 2015 Ostermann, Patrick; m. Beitr. v. Lukas Clemens u.a. Stadt Trier, Altstadt (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland 17,1.), Düsseldorf 2001. |
Bemerkung |
Exkursion: 9. bis 14.10.2022.
Vorbesprechung: Dienstag, 4.10.2022, vsl. 10-16 Uhr, Raum 3.16, Georgenstr. 47 (in Präsenz und ggf. hybrid).
Teilnahmebegrenzung: 12 Personen.
Wichtig: Vorbesprechung und Exkursion finden vor Vorlesungsbeginn statt.
Interessierte können sich ab sofort direkt per Mail an georg.schelbert@hu-berlin.de anmelden. Eine zeitige Anmeldung ist für die Buchung von Unterkünften empfehlenswert! |