Kommentar |
Mythen des Alltags von Roland Barthes ist ein Klassiker der Kulturwissenschaft. Bei diesem 1957 erschienenen Kultbuch handelt es sich um eine Sammlung von 54 kleineren Artikeln, die der französische Literaturwissenschaftler zwischen 1954 und 1956 im Monatsrhythmus verfasste. Jedes dieser Essays enthält aus aktuellem Anlass entstandene Überlegungen zu ausgewählten Mythen des französischen Alltagslebens. Sie folgen alle dem groß angelegten Versuch einer Ideologie- und Sprachkritik der sogenannten Massenkultur, so wie sie sich in den Jahren des Wiederaufbaus und der „Trentes Glorieuses“ im Alltagsleben der Franzosen auszubreiten begann und in den unterschiedlichsten Phänomenen bemerkbar machte – sei es das Glücksversprechen der Waschmittelwerbung, das Sehnsuchtspotential von Pommes frites, die göttlichen Qualitäten des Citroen DS oder die Nostalgie der Kolonialzeit. Im Seminar werden wir einen Großteil dieser Artikel lesen, den wichtigen theoretischen Anhang im Buch diskutieren, uns mit unterschiedlichen Mythos-Konzeptionen beschäftigen und der Frage nachgehen, inwiefern das Buch von Barthes zu einer derartigen Referenz für gute kulturwissenschaftliche Analyse und Praxis werden konnte. Im Rahmen des Seminars soll schließlich die Gelegenheit genutzt werden, den Mythen des Alltags in unserer eigenen Gegenwart nachzuspüren. |