Kommentar |
„Mütterchen mit Krallen“, so beschrieb einst Franz Kafka die Hassliebe vieler Prager Dichter:innen zur deutsch-tschechisch-jüdischen Stadt an der Moldau. Im Seminar werden Prag-Texte gelesen, die zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert entstanden sind. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Literatur des Fin de siécle, Werken aus der Zwischenkriegszeit und dem (Post-)Sozialismus. Uns interessieren kontextabhängige Konturierungen wie das „magische“ und „goldene“ Prag, das „psychotische“ und „globale“ Prag. Wir widmen uns deutschsprachigen Dichter:innen der Prager Literatur und ihren Schauergeschichten ebenso wie zeitgleich entstandenen tschechischen Prosawerken und der amerikanischen Prag-Literatur nach der „Wende“. Am Beispiel „Prag“ erforschen wir so die Polyvalenz eines instabilen lokalen Topos. Zur vorläufigen Textauswahl gehören Gustav Meyrink und sein Golem, Daniela Hodrovás Samizdat-Triologie „Cittá dolente“, Miloš Urbans Mordgeschichten, Bohumil Hrabals Prager „Bafler“ u.a. Für Ende Januar/Anfang Februar 2023 ist eine viertägige Exkursion nach Prag geplant (Kafka-Museum, Prager Literaturhaus, Gottwald-Grab, Vyšehrader Friedhof). Tschechisch-Kenntnisse sind für die Teilnahme nicht erforderlich. Die Texte werden im Original und in deutscher oder englischer Übersetzung zur Verfügung gestellt. |