Kommentar |
Der Aufwand reicher Freigelassener, d.h. ehemaliger Sklaven, die oft aus dem Osten des Römischen Reiches kamen, hat nicht nur römische Autoren provoziert und inspiriert. Das Petron (Kaiser Neros „Schiedsrichter des feinen Geschmacks“) zugeschriebene „Gastmahl des Trimalchio“ ist wohl das bekannteste Beispiel. Aber auch Federico Fellini ließ sich für seinen Film „Satyricon“ von Trimalchio anregen, und Gleiches gilt für F. Scott Fitzgerald’s Werk „The Great Gatsby“, das ursprünglich „Trimalchio“ heißen sollte. Auch in der altertumswissenschaftlichen Forschung hat die materielle Kultur römischer Freigelassener in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erfahren. Unter anderem wird kontrovers diskutiert, ob es einen typischen „Freigelassenen“-Stil gab, der sich von der materiellen Kultur der traditionellen Eliten unterscheiden lässt und der in der Forschung oft als „vulgär“ oder „schlechte Imitation“ der Elitenkultur beschrieben wird. Im Seminar werden wir sowohl antike als auch moderne Diskurse um den Luxus von Freigelassenen kritisch analysieren, um zu überprüfen, ob derartige Charakterisierungen durch antike Texte und Befunde getragen werden oder als antike und moderne Projektionen angesprochen werden müssen – und falls ja, welche Gründe es für diese Zuschreibungen gegeben haben könnte und wer ein Interesse daran hatte, reiche Freigelassene derartig darzustellen. |
Literatur |
Petersen, Lauren Hackworth, The Freedman in Roman Art and History, Cambridge 2006; Mouritsen, Henrik, The Freedman in the Roman World, Cambridge 2011; Hartmann, Elke, Ordnung in Unordnung. Kommunikation, Konsum und Konkurrenz in der stadtrömischen Gesellschaft der frühen Kaiserzeit, Stuttgart 2016, bes. 146-183; Paul, Joanna, Fellini-Satyricon. Petronius and Film, in: Jonathan Prag/Ian Repath (Hrsg.), Petronius. A Handbook, Malden/MA – Oxford – Chichester 2009, 198–217; eine Übersetzung des „Gastmahls des Trimalchio“ findet sich z.B. in: Petronius Arbiter, Satyrische Geschichten/Satyrica, Lat.-dt., hrsg. und übers. von Niklas Holzberg, Sammlung Tusculum, Akademie Verlag Berlin 2013, S. 48-163. |