Moral und Kunst wurden in der Philosophie auf vielfache Weise in Zusammenhang gebracht. Zum Beispiel sehen viele Autor:innen die Auseinandersetzung mit Kunst als wichtig oder zumindest klar zuträglich für unsere moralische Entwicklung an. Oft wird auch betont, dass sowohl moralische als auch ästhetische Urteile Werturteile sind, deren Ursprung nicht ganz leicht zu erklären ist, und die auf ähnliche Weise begründet werden können.
In diesem Seminar werden wir uns aber vor allem mit den philosophischen Problemen befassen, die entstehen, wenn schöne oder künstlerisch wertvolle Werke gleichzeitig moralisch kompromittiert sind, weil sie zum Beispiel etwas moralisch klarerweise Falsches in positivem oder verlockendem Licht erscheinen lassen, oder weil sie durch moralisches Unrecht entstanden sind. Ist es überhaupt angemessen, Kunst von einem moralischen Standpunkt aus zu kritisieren? Und wenn ja: Schmälern moralischen Fehler den künstlerischen Wert eines Werkes oder müssen künstlerische und moralische Evaluation strikt getrennt werden?
Vor dem Hintergrund solch grundlegender Fragen werden wir dann auch einige anwendungsbezogene und derzeit öffentlich diskutierte Probleme behandeln. Warum könnte kulturelle Aneignung falsch sein und schmälert sie, wenn sie falsch ist, den Wert eines Werkes? Sollten Künstler:innen, die sehr schwere moralische Verfehlungen begangen haben, gecancelt werden? Und ist es nur moralisch falsch, Kunst zu fälschen, oder sind Fälschungen auch ästhetisch weniger wert als Originale?
Methodisch orientieren wir uns im Seminar an der analytischen Tradition der Philosophie. Da die Seminarlektüre nur auf Englisch vorliegt, wird die Bereitschaft zum Lesen englischer Texte vorausgesetzt. |