Extreme Ungleichheit ist zu einer der größten Herausforderungen liberaler Demokratien geworden. Strukturelle Entwicklungen seit den 1980ern haben zu einer explosionsartigen Zunahme der Einkommensungleichheit geführt. Die Konsequenzen zunehmender Ungleichheit sind besonders schwerwiegend für Gruppen, die ohnehin schon in der Gesellschaft strukturell benachteiligt werden, wie z.B. Frauen*, rassifizierte Gruppen und Menschen mit Behinderung. Die Intersektionalitätsliteratur zeigt zudem, dass die verschiedenen Ungleichheitsformen verwoben sind, was zur Entstehung neuer Ausgrenzungsmechanismen führt. In diesem Seminar diskutieren wir über Gegenmaßnahmen zur Ungleichheit. Wie sieht eine gerechtere Gesellschaft aus und wie kommen wir dahin? Welches Potenzial hat ein Grundeinkommen, um Ungleichheiten abzubauen? Welche Rolle spielen staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure? Wie kann politischer Aktivismus einen positiven gesellschaftlichen Wandel bewirken?
Das Seminar ist in drei Blöcke unterteilt. Im ersten Block bearbeiten wir die Grundlagen der Ungleichheitsforschung. Wir schauen uns Ungleichheitstrends an, welche verschiedenen Ungleichheitsformen es gibt und inwiefern diese strukturell, institutionell und intersektional greifen. Im zweiten Block befassen wir uns mit den Gegenmaßnahmen. Wir untersuchen welche Policy-Möglichkeiten es gibt, welche Optionen zivilgesellschaftliche Organisationen haben und wie kleinere und größere aktivistische Gruppen gegen Ungleichheit mobilisieren. Im dritten Block liegt der Fokus auf der Projektarbeit, die in Gruppen von 5-6 Menschen durchgeführt wird.
In der Gruppenarbeit wählen die Studierenden zunächst ein Ungleichheitsproblem in Berlin aus, das sie bearbeiten wollen. Danach entwickeln sie Ideen für eine Gegenmaßnahme und untersuchen dann, wie diese in Berlin umgesetzt werden könnte. Im nächsten Schritt führen die Gruppen jeweils ein Interview mit einer Person, die in einem relevanten Tätigkeitsbereich aktiv ist. Das Interview soll Anregungen für eine kritische Reflektion geben und den Studierenden eine bessere Vorstellung davon vermitteln, wie ihre Gegenmaßnahme umgesetzt werden könnte. Zum Schluss stellt jede Gruppe ihre Gegenmaßnahme in einer Präsentation vor.
Ziel des Seminars ist, dass sich die Studierenden kritisch mit verschiedenen Strängen der Ungleichheitsforschung auseinandersetzen. Darüber hinaus erhalten die Studierenden Einblicke in den Umgang verschiedener Akteure mit dem Problem der Ungleichheit. Schließlich gibt es im Gruppenprojekt Raum, eigene Ideen zu entwickeln, sich mit Expert*innen auszutauschen und ein Konzept für eine eigene Gegenmaßnahme für ein Ungleichheitsproblem in Berlin zu entwickeln. Der geografische Schwerpunkt der Literatur liegt auf den OECD-Staaten - die Studierenden werden jedoch eingeladen, auch Einblicke aus anderen Kontexten einzubringen. Die Literatur ist hauptsächlich in englischer Sprache. Präsentationen und Diskussionen im Seminar werden auf Deutsch gehalten.
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