Kommentar |
In der traditionellen musikwissenschaftlichen Forschung wurde das durch musikalische Performance zum Erklingen gebrachte Werk als die Realisierung und Interpretation vorgängiger und vorrangiger kompositorischer Ideen und Intentionen betrachtet, wobei den musikalischen Aufführungen ein nachrangiger oder nachgängiger Status zugesprochen wurde. Erst in neueren Forschungen wie z. B. den Performance Studies und spezifischen musikethnologischen Ansätzen wird der musikalischen Performance der primäre Status eingeräumt (vgl. Cook 2012, 2014; Cook & Pettengill 2013). In den musikbezogenen Performance Studies wird die Textualität als gleichrangig mit der musikalischen Performance betrachtet. In dem Seminar wird zwar von einer musikalischen Performance ausgegangen. Allerdings setzen sich die Studierenden mit der Frage auseinander, ob Musik als eine Form von Embodiment konzeptualisiert werden kann, die kein dualistisches Konzept der Verkörperung beinhaltet (vgl. Kim 2017; Seifert & Kim 2012). Dabei wird angestrebt, ein neues Paradigma für die Musikforschung, das über das Paradigma des Performativen hinausgeht, vorzuschlagen. |
Literatur |
Cook, Nicholas (2012): Music as Performance, in: Martin Clayton; Trevor Herbert; Richard Middleton (Hg.), The Cultural Study of Music: A Critical Introduction, London: Routledge, S. 184-194.
Cook, Nicholas (2014): Beyond the Score: Music as Performance, Oxford: Oxford University Press.
Cook, Nicholas; Pettengill, Richard (2013): Taking it to the Bridge: Music as Performance, Ann Arbor, Michigan: University of Michigan Press.
Kim, Jin Hyun (2017): Musik als nicht-repräsentationales Embodiment. Philosophische und kognitionswissenschaftliche Perspektiven einer Neukonzeptualisierung von Musik, in: Lars Oberhaus; Christoph Stange (Hg.), Musik und Körper. Interdisziplinäre Dialoge zum körperlichen Erleben und Verstehen von Musik, Bielefeld: transcript, S. 145-164.
Seifert, Uwe; Kim, Jin Hyun (2012): Embodiment, in: Christina Bartz; Marcus Krause; Ludwig Jäger; Erika Linz (Hg.), Handbuch Mediologie. Signaturen des Medialen, München: Fink, S. 84-89. |