Kommentar |
Es ist bekannt, dass das Hervorbringen von (wie immer auch verstandener) Kultur in einem engen Zusammenhang mit Erscheinungen des Nationalen steht. Die interdisziplinäre Forschung hat sich bereits seit langem mit diesem Phänomen beschäftigt. Allerdings besteht noch ein großer Bedarf an grundlegenden Diskussionen darüber, wie das Phänomen im Bereich von Musik zu verstehen ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich das Seminar zur Aufgabe, dem spezifischen Kontext von Nationsbildung und den damit zusammenhängenden musikalischen Identitätskonstitutionen nachzugehen, und zwar anhand modellhaft ausgewählter Fallbeispiele (aus Europa, Asien, Afrika und Amerika) vom beginnenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart in verschiedenen Musikbereichen (von der ‚klassischen‘ bis zur ‚populären Musik‘). Wie entsteht eine Nation? Was hat das mit Nationalismus zu tun? Wie wird nationale Kultur bzw. Musik hervorgebracht? Welche Mechanismen und Konzepte werden dafür verwendet? Wie weit reichen ihre Auswirkungen?
Das sind Fragen, die das Seminar leiten. Des Weiteren zielt das Seminar darauf, ideologisch aufgeladene Zuschreibungen wie etwa ‚Musikland Österreich‘ oder auch ‚Universalität deutscher Musik‘ – etwa im Unterschied zu einer spezifisch nationalen ostmittel- und osteuropäischen Musik (zum Beispiel tschechische, polnische, ungarische und russische Musik) – zu problematisieren. Schließlich soll diskutiert werden, worin heute, in Zeiten fortschreitender Globalisierungsprozesse, eine Legitimation des Nationalen gesehen werden kann. |
Literatur |
Eric J. Hobsbawm, Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, 3. Aufl., Frankfurt am Main: Campus, 2005
Agnes Arndt, Joachim C. Häberlen und Christiane Reinecke (Hrsg.), Vergleichen, verflechten, verwirren? Europäische Geschichtsschreibung zwischen Theorie und Praxis, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011
Ian Biddle / Vanessa Knights (Hrsg.), Music, National Identity and the Politics of Location. Between the Global and the Local, Aldershot: Ashgate, 2007
Philip V. Bohlman, Focus: Music, Nationalism, and the Making of the New Europe, 2. Aufl., New York and London: Routledge, 2011
Helmut Loos und Stefan Keym (Hrsg.), Nationale Musik im 20. Jahrhundert: Kompositorische und soziokulturelle Aspekte der Musikgeschichte zwischen Ost- und Westeuropa, Leipzig: Gudrun Schröder, 2004
Harry White / Michael Murphy (Hrsg.), Musical Constructions of Nationalism: Essays on the History and Ideology of European Musical Culture 1800-1945, Cork: Cork University Press, 2001
Eric J. Hobsbawm, Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, 3. Aufl., Frankfurt am Main: Campus, 2005
Agnes Arndt, Joachim C. Häberlen und Christiane Reinecke (Hrsg.), Vergleichen, verflechten, verwirren? Europäische Geschichtsschreibung zwischen Theorie und Praxis, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011
Ian Biddle / Vanessa Knights (Hrsg.), Music, National Identity and the Politics of Location. Between the Global and the Local, Aldershot: Ashgate, 2007
Philip V. Bohlman, Focus: Music, Nationalism, and the Making of the New Europe, 2. Aufl., New York and London: Routledge, 2011
Helmut Loos und Stefan Keym (Hrsg.), Nationale Musik im 20. Jahrhundert: Kompositorische und soziokulturelle Aspekte der Musikgeschichte zwischen Ost- und Westeuropa, Leipzig: Gudrun Schröder, 2004
Harry White / Michael Murphy (Hrsg.), Musical Constructions of Nationalism: Essays on the History and Ideology of European Musical Culture 1800-1945, Cork: Cork University Press, 2001 |