Kommentar |
In diesem Vertiefungsseminar setzen wir uns mit der Tradition naturrechtlichen Denkens auseinander, die in vielfältiger Art und Weise entwickelt worden ist, (in ihrer westlichen Prägung, der sich das Seminar primär widmet) auf die Anfänge systematischen Denkens über politische, soziale, ethische, religiöse und kosmologische Fragestellungen in der Antike zurückgeht und in sich all diese thematischen Bereiche – wenn nicht unbedingt in jeder ihrer Ausprägungen – umfasst. Der Kurs hat einen einführenden Charakter, so dass wir überblicksartig die bekanntesten Formen dieser Art des Ordnungs- und Normdenkens, das ebenso die Relativierung des Ordnungsgedankens miteinschließt, kennenlernen, die ideengeschichtlich auszumachen sind: z. B. das nominalistische, das universalienrealistische sowie von der Stoa vertretene Naturrecht in der Antike, seine christliche und neuzeitliche Weiterentwicklungen sowie die spätere aufklärerische Variante. Dies tun wird mithilfe von Primärtexten ausgewählter Autoren (die Beschränkung auf den männlichen Plural erfolgt an dieser Stelle bewusst, da die naturrechtliche Tradition in ihrer historischen Entwicklung Domäne männlicher Personen gewesen ist). Dem folgt ein Blick auf die genauso vielfältige Tradition der Kritik des Naturrechts – unter anderem durch die positivistischen, kommunitaristischen, marxistischen und postfundamentalischen Denkstränge – und den Versuch seiner Revitalisierung (z. B. in Form der katholischen Soziallehre). Eingeleitet und abgeschlossen wird der Kurs durch eine bewusst und gezielt systematische Auseinandersetzung damit, was (wenn überhaupt) die Pluralität naturrechtlichen Denkens zusammenhält und in welchen Debatten die naturrechtlichen, naturrechtlich angelehnten oder angehauchten Argumente eine Rolle spielen oder spielen können (z. B. Menschenrechts- und Gerechtigkeitsdiskurse, die ökologischen oder Tierschutzfragen).
Das Seminar findet zweimal in der Woche statt (4 SWS) und wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen. Für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar werden 10 LPs vergeben. Das Seminar wird im Rahmen des Vertiefungsmoduls ,,Soziologische und politikwissenschaftliche Theorien“ angeboten. Für die Teilnahme wird der vorausgehende Abschluss des Grundmoduls ,,Politische Theorien“ empfohlen. Es richtet sich primär an die Studierenden der Mono-BA Sozialwissenschaften, ist jedoch auch für interessierte Zweit- und Nebenfachstudent*innen anderer sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächer offen, vor allem der Philosophie, Geschichts- und Literaturwissenschaft. |