In seinem 1923/24 erschienenen Essai sur le don unternimmt Marcel Mauss unter Rückgriff auf die ethnographischen Untersuchungen von Franz Boas, George Hunt, Bronislaw Malinowski, Elsdon Best u.a. eine Gabenweltreise bis hin zu den „Gesellschaften am Rande des Pazifiks“ und ist dabei der sozialitäts-, allianz- und friedensstiftenden Kraft des Gabentausches auf der Spur. Zweifellos hat Mauss‘ Text einen der wichtigsten Rezeptionsstränge der französischen Theoriebildung angestoßen, für die Namen wie Georges Bataille, Claude Lévi-Strauss, Jacques Derrida und Michel Serres stehen. Im Seminar werden wir Mauss‘ buchstäblichen Versuch über die Gabe einerseits im Kontext der zeitgenössischen Ethnologie erschließen und uns andererseits mit seiner dichten Rezeptionsgeschichte auseinandersetzen, die von der kapitalismuskritischen Konzeption einer allgemeiner Ökonomie über die Untersuchung der elementaren Strukturen der Verwandtschaft zur Philosophie unbedingter Gabe und Gastfreundschaft bis hin zur Theorie des konstruktiven Parasiten reicht.
Teilnahmebedingung: Erstellung eines Sitzungsprotokolls sowie Mitwirkung in einer Expert*innengruppe zur Erarbeitung von Diskussionsfragen für eine Sitzung.
Ein Reader mit ausgewählten Texten wird zu Beginn des Semesters bereitgestellt.
Zur Anschaffung wird empfohlen: Marcel Mauss, Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, übersetzt von Eva Moldenhauer, Frankfurt am Main 2019. |