1 Kursinhalt
|
Dieser Kurs befasst sich mit einem grundlegenden Thema der Forschung zur Region Zentralasien: der Konzeption und Verbreitung eines nationalen Bewusstseins in den Staaten zwischen Kaspischem Meer und Tian Shan nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Mit der Erlangung der Unabhängigkeit galt es in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und später, in den besagten Staaten eine neue Identität herauszubilden, die nicht länger an ein sozialistisches Ideal gebunden ist und stattdessen auf eine eigenständige kulturelle Tradition verweist. Im Rahmen des nation-building wurde die sowjetische Vergangenheit kritisch reflektiert, die Religion kehrte in den Alltag der Menschen zurück und man designierte Kulturerbestätten, die mit Aspekten der Geschichte verknüpft oder auf andere Weise emotional aufgeladen waren.
Von besonderem Interesse für uns im Kurs wird der Staat Kasachstan sein, der bereits im 19. Jahrhundert dem Russischen Reich einverleibt wurde und wo das nation-building sehr spezifische Formen angenommen hat (Verweise auf Nomadismus, das Trauma der Zwangsansiedlung, Islam, Tengrismus), aber es sollen auch Vergleiche zu anderen ehemals sowjetischen Staaten der Region sowie der Mongolei gezogen werden. Weiterhin betrachten wir die Formierung von post-kolonialen sowie dekolonialen Kritiken gegenüber Russland und der Sowjetunion, die jetzt im Zusammenhang mit dem Konflikt in Osteuropa neuen Aufwind erhalten haben.
|
2 Lernziele
|
1. Die Studierenden erschließen sich das Phänomen des nation-building als Wandlungsprozess im zentralasiatischen Umfeld.
2. Auseinandersetzung mit Texten aus den Disziplinen der Regionalstudien, Politikwissenschaft, Ethnologie und Geschichtswissenschaft und deren spezifischem Zugang zum Thema und der Region.
3. Angesprochen werden weiterhin Themen wie Sozialismus, Atheismus, Kollektivisierung, Desäkularisierung, Urbanisierung, Verräumlichung, Kulturerbe, Imperialismus, Kolonialismus u.a.
|
3 Kursbewertung
|
Teilnahme und Präsentation (Reflexion des nation-building in Zentralasien unter einem von mehreren Gesichtspunkten, wie Erinnerung, Trauma etc.)
|
4 Thematischer Bezug zu Säule und Modul*
|
Das nation-building in der Region wäre einer der primären Transformationsprozesse von Staat und Gesellschaft.
|
5 Voraussetzung etc. / Erwünschte Vorkenntnisse für Teilnahme (wenn relevant) / Mögliche Anschlussseminare
|
Der Kurs kann mit dem Angebot von Frau Ulrike Gonzales „Die Mongolei im Postsozialismus“ kombiniert werden. Dies stellt jedoch keine Voraussetzung dar.
|
6 Methoden und Theorien (wenn relevant)
|
Ansätze zu Raum und materieller Kultur, sowie post-koloniale und dekoloniale Kritik.
|
7 MAP (wenn relevant)
|
Hausarbeit (Standard) oder Portfolioprüfung (ÜWP)
|