Kommentar |
Dieses Seminar stellt ein Spannungsverhältnis in den Mittelpunkt, das sich in zwei Praktiken ausdrückt: einerseits in der Verkörperung und Anerkennung von pädagogischer Autorität und andererseits in der Achtsamkeitspraxis als einer ethischen Haltung in pädagogischen Institutionen. Gerade im aktuellen Hype um Achtsamkeit in psychologischen, therapeutischen und ökonomischen und eben auch pädagogischen Zusammenhängen wird dieses spannungsvolle Verhältnis oft vergessen. Achtsamkeit wird in Kitas, Schulen, Lehrer*nnenbildung und Universitäten in unterschiedlichen Formen „gelehrt“ und oftmals mit idealistischen Zielen wie Wertlosigkeit, Versenkung, Gelassenheit, Gesundheit, ja sogar Erleuchtung verbunden. Vergessen werden dabei die machtvollen institutionellen und gesellschaftlichen Ordnungen und die spezifischen pädagogischen Praxisstrukturen. Letztere implizieren ein Autoritätsverhältnis, das mit Hannah Arendt als Anerkennungsverhältnis genauer verstanden werden kann. Denn: das Verhältnis von Autorität und Anerkennung bzw. Autorität und Achtsamkeit ist weitaus verwickelter als es einfache Unterwerfungsmodelle (unter die Macht „der“ Schule, der Lehrer, des Staates, der Gesellschaft usw.) glauben machen. Dieses Seminar versucht mit Hannah Arendt zunächst eine Perspektive auf Erziehung und pädagogische Autorität zu werfen. Auf dieser Grundlage werden aktuelle Zugänge zu Achtsamkeit und Mindfulness in pädagogischen Zusammenhängen kritisch diskutiert und versucht, das Spannungsverhältnis zwischen Autorität, Anerkennung und Achtsamkeit pädagogisch zu reflektieren. |