Alle drei abrahamitischen Religionen beziehen sich an zentraler Stelle auf religiös-normative Texte, seien das Heilige Schriften, Ritualtexte oder verbindliche theologische Normen. Die weitreichende Wirkung dieser Texte zeigt sich auch in der Konstruktion und Legitimation von Diskursen um Gender und Queer, etwa wenn eine zweigeschlechtliche und heteronormative Gesellschaft als „natürlich“ postuliert wird. Normative Texte wirken also auf gesellschaftliche wie individuelle Vorstellungen ein. Dabei beeinflussen diese Annahmen in der konkreten Auslegung in reziproker Weise die Texte und deren Tradierung selbst. Aus einer gender- und queersensiblen, ebenso einer postkolonialen Perspektive sind diese Prozesse besonders mit Blick auf Machtkonzepte und -praktiken anzufragen: Wer spricht (nicht)? Wer wird wie (nicht) repräsentiert? Welche Rolle spielen religiöse Tradition und religiöse Normen? Wie werden in diesen Texten Geschlechterkonzeptionen (de)konstruiert?
In der Ringvorlesung stellen wir diese Fragen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Neben der textlichen Ebene stehen auch die Rezeption dieser Texte und damit das, was durch religiöse Traditionslinien aus den Texten gemacht wurde, im Fokus. Zugleich soll die performative Wirkung dieser Texte beleuchtet werden. Zu Wort kommen dazu internationale Wissenschaftler:innen aus der islamischen, jüdischen und christlichen Theologie mit jeweils unterschiedlichen Perspektiven und Forschungsschwerpunkten.
Die Vorträge von Referent:innen mit anschließender Diskussion sind digital; einzelne Sitzungen werden auch in Präsenz angeboten. |