Kommentar |
Was gilt als „wahres Wissen“? Wer legt dies fest? Und wie werden die Grenzen dessen, was als „Wahrheit“ bestimmt wird, ausgehandelt? In diesem Proseminar soll die antike Christentumsgeschichte gewissermaßen von ihrem Rande her betrachtet werden, um die immer wieder vollzogenen Grenzziehungen zwischen Orthodoxie, d. h. einem vermeintlich „rechten Glauben“, und Häresie, d. h. einem vermeintlichen Irrglauben, im antiken Christentum neu auszuloten. Dies soll es uns ermöglichen, die Offenheit und Vielfalt antiker Denkfiguren (u. a. am Beispiel von Geschlecht und Körperlichkeit) sichtbar zu machen und ihre Aushandlungsprozesse zu untersuchen.
Starre Grenzen zwischen Orthodoxie und Häresie im antiken Christentum scheinen der historischen Wirklichkeit nicht gerecht werden zu können. Es legt sich vielmehr nahe, von einem theologischen „Laboratorium“ (Markschies) zu sprechen, innerhalb dessen verschiedene Versuchspartner*innen (z. B. die Apologeten, Markion, die Gnosis und der Montanismus) mit verschiedenen Lösungsansätzen für theologische Fragestellungen experimentierten.
In Auseinandersetzung mit randständigen Texten des antiken Christentums sollen grundlegende Techniken des christentumsgeschichtlichen Arbeitens vermittelt werden. Es werden die wichtigsten Schritte zur Findung von und Arbeit mit Quellen eingeübt, um zu ihrer Interpretation anzuleiten und für unterschiedliche Quellen und Methoden zu sensibilisieren. |
Literatur |
Literatur zu den einzelnen Themen wird im Proseminar bekanntgegeben und besprochen. Einführend eignen sich u. a.: Aland, Barbara, Die Gnosis (Stuttgart: Reclam, 2014) und Markschies, Christoph, Die Gnosis (München: Beck, 2001). |
Bemerkung |
Vorausgesetzt werden die regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit, die Übernahme eines Thesenpapiers und die Anfertigung kleinerer, schriftlicher Aufgaben. Ein benoteter Schein kann durch eine Proseminararbeit erworben werden.
Bitte melden Sie sich bis zum 03.10.2022 verbindlich via E-Mail an (yannik.ehmer@hu-berlin.de). |