Im Projekttutorium wollen wir uns aufbauend auf zentralen Klassentheorien und klassenanalytischen Perspektiven mit verschiedenen Theorien, Formen und Feldern von Klassenpolitik sowie daran anschließenden aktuellen Debatten auseinandersetzen.
Unter dem Stichwort „Neue Klassenpolitik“ wird vor dem Hintergrund rechter Mobilisierungserfolge und neoliberale Sozial-, Fiskal- und Arbeitsmarktpolitik seit einigen Jahren über eine linke Neuorientierung hin zu politischer Mobilisierung und Organisation auf der Basis von Klassenkonflikten debattiert. Ziel dieser Überlegungen ist es, einen stärkeren Fokus auf alltägliche sozioökonomische Probleme der Mehrheit der Menschen zu legen und damit auch wieder gesamtgesellschaftlich politische Handlungsmacht zu erlangen. Eine solche Politik ist aber auf Analysen von Klassenstrukturen angewiesen, das heißt auf Analysen klassenspezifischer Interessen, Subjektivierungen, Deutungs- und Handlungsmuster sowie deren Verschränkung mit anderen Herrschaftsverhältnissen und Ungleichheitsdimensionen. Ziel dieses Semesters ist es, solche klassenanalytische Perspektiven und strategische Überlegungen über Klassenpolitik in ein Verhältnis miteinander zu setzen.
Nachdem wir uns im Wintersemester mit ausgewählten klassentheoretischen Texten von Marx sowie ihrer soziologischen Kritik und nachfolgenden klassentheoretischen Entwicklungen beschäftigt haben, rekapitulieren wir in diesem Semester zunächst einige zentrale klassentheoretische Perspektiven. Im Anschluss legen wir den Fokus auf folgende Fragen: Wie sieht Politik aus, die klassenspezifische Interessen verfolgt, und wie ist sie von anderen Politikformen abzugrenzen? Welche Rolle spielen (kollektive) Identitäten für Klassenpolitik und stellen Klassen- und Identitätspolitik einen Widerspruch dar? Inwiefern handelt es sich bei rechten Mobilisierungserfolgen um Klassenpolitik, und welche gesellschaftlichen Entwicklungen sowie Motive liegen ihnen zugrunde? Was sind zentrale Austragungsfelder von Klassenpolitik heute? Wie können klassenpolitische Ansätze mit der Bekämpfung von Rassismus zusammengeführt werden? Und schließlich: Was sind die Erfolgsbedingungen verschiedener Formen progressiv-emanzipatorischer Klassenpolitik?
Als Teilnahmeleistung ist eine vertiefende Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Fallbeispiel für ein klassenspezifisches Phänomen bzw. eine Form klassenbezogener Politik oder mit theoretischen Aspekten in Einzel- oder Gruppenarbeit vorgesehen. Alle Interessierten sind willkommen, unabhängig davon, ob der erste Teil des Projekttutoriums besucht wurde.
Der Kurs findet im Unterrichtsraum K12a statt! |