Kommentar |
Die postsowjetischen 1990er Jahre sind aus heutiger Sicht eine umstrittene Schwellenzeit. Seine restaurativ-neoimperiale Politik und Rhetorik stützt das Putin-Regime nichtzuletzt auf die ‚Kritik‘ an den „wilden Neunzigern“ („lichie devjanostye“). Im Seminar geht es um die drei Jahrzehnte umfassende kulturelle Wahrnehmung dieser Zeit und die Frage, wie sich Filme als mediale Modi und Korrektive von Wahrnehmung positionieren. Einerseits rückt das Kino der 1990er Jahre in den Vordergrund, andererseits sollen aber auch gegenwärtige Produktionen über die Dekade in den Fokus genommen werden. Den Schwerpunkt des Seminar-Filmkorpus bilden dabei Arbeiten aus dem Bereich des Dokumentarischen (Aleksandr Sokurov, Marina Razbežkina, Viktor Kosakovskij, Vitalij Manskij, Sergej Loznica), die ähnlich wie der Spielfilm das Spektrum zwischen hypertrophem Surrealismus und Alltags-Rekonstruktion umfassen, darüber hinaus aber eine höhere „Krisenorientiertheit“ aufzuweisen scheinen und als grundsätzlich faktographisch operierende Form der Welterschließung eher instabilen, ambivalenten oder bedeutungsunsicheren Phänomenen auf der Spur sind. Kenntnisse des Russischen sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung. Das Seminar wird in sieben Doppelsitzungen abgehalten. Die Termine werden zeitnah mitgeteilt. |