Kommentar |
Für das kommende Wintersemester habe ich entschieden, das Modul „Nachklassische und nachantike Literatur“ als eine thematische Einheit zu gestalten, die dem Thema „Frieden und Pazifismus“ gewidmet werden soll. Dieses Seminar zur Schrift „Die Klage des Friedens“ (Querela pacis“) des berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam ist Teil dieser thematischen Einheit. Diese Schrift wurde 1517 anlässlich einer geplanten Friedenskonferenz im nordfranzösischen Cambrai, zu der alle Herrscher Europas zu einem ‚Gipfeltreffen‘ geladen waren, geschrieben. Erasmus, der sich zum Thema „Frieden“ und „Ablehnung des Krieges“ auch an anderen Stellen seiner Opera geäußert hat, war zu dieser Zeit Rat am Hofe der Burgunder Leuven und Berater bzw. ‚Erzieher‘ des späteren Kaisers Karl V. Die Konferenz fand jedoch nicht statt. In dem Text fordert Erasmus eine starke Trennung der Kirche von allem Militärischen und die größtmögliche Anstrengung weltlicher Herrscher gewalttätige Konflikte zu vermeiden. Eher sollen die Mächtigen auf Vermögen und Land oder sogar ihre Macht verzichten, als einen Krieg zu beginnen. Dies bedeutet definitiv Schuld vor Gott auf sich zu laden. Wichtig ist Erasmus auch die Widerlegung einer nach Cicero möglichen Ausgangssituation eines bellum iustum, da es in zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen keine parteilose, beurteilende Instanz gebe und jede Seite schließe, dass ihre Sache die gerechte sei.
In der letzten Seminarsitzung werden wir auch einen anderen kurzen Text von Erasmus („Dulce bellum inexpertis“) aus seiner Zitaten-Sammlung „Adagia“ in Betracht ziehen.
Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Semesters bereitgestellt. |