Kommentar |
Petrons Werk der Satyrica eröffnet einen facettenreichen, wenngleich literarisch verzerrten Zugang zur römischen Kultur der Kaiserzeit. Das in der Cena Trimalchionis gezeichnete Bild von Dekadenz, Völlerei und Verschwendungssucht hat den modernen Blick auf die römische Gesellschaft nachhaltig geprägt. Das Oeuvre darf aber auch als Archetyp des modernen Schelmenromans aufgefasst werden, in dem sich zahlreiche Strukturelemente dieser modernen Gattung vorgeprägt finden. Bis heute gilt es ferner als wichtige Quelle für das Vulgärlatein, die gesprochene Sprache der Römer.
Die Veranstaltung wird der Lektüre ausgewählter Passagen aus der gesamten Erzählung gewidmet sein. In der Übung soll ein möglichst breiter Einblick in das Werk gewährt werden. Die Darstellung des zeitgenössischen Rhetorikbetriebs und die explizit und implizit enthaltenen literaturkritischen Reflexionen sollen nicht weniger im Blickpunkt stehen als die sozialkritischen Implikationen zum gesellschaftlichen Aufstieg von Freigelassenen. Gattungstheoretische Zuordnungen zur Satire und zum Roman sollen auf ihre Belastbarkeit überprüft werden.
Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt. Zur Einführung: Einleitung (pp. IX–XVIII) in: N. BREITENSTEIN (ed.), Petronius, Satyrica 1–15, Text, Übersetzung, Kommentar, Berlin / New York 2009; Einleitung (pp. XI–XXXVIII) in: P. HABERMEHL (ed.) Petronius, Satyrica 79 - 141: ein philologisch-literarischer Kommentar, Berlin / New York 2005; N. HOLZBERG, Der antike Roman. Eine Einführung, Darmstadt, 3. Auflage 2006. |