Kommentar |
Durch seine Oden hat Klopstock die lyrische Sprache im 18. Jahrhundert revolutioniert – dies reflektiert die etwa berühmte Szene in Goethes Werther. Sein Name dient dort als Erkennungszeichen zwischen Werther und Lotte – Lesenden, die, durch seine Texte vermittelt, fähig sind, das Erhabene in der Natur zu empfinden. Um neue Formen für die Ästhetisierung des Erhabenen zu gewinnen, arbeitet Klopstock intensiv an der Fortentwicklung metrischer Formen. Sie gehen aus der Transformation verschiedener Modelle hymnischen Sprechens hervor: Klopstock adaptiert alttestamentarische Psalmen, Pindarische Siegeshymnen, die antiken Odenstrophen genauso wie – nicht selten imaginäre bzw. philologisch imaginierte ‚nordisch-germanische‘ Formen des Gesangs. Er entwirft aber auch eine Vielzahl eigener Odenstrophen auf der Basis eigener theoretischer Überlegungen zur deutschen Sprache. Die Lizenz zur dunklen, schwierigen Sprache, die der hohe Ton mit sich bringt, und die konsequente Etablierung des Dichters bzw. der lyrischen Stimme als priesterlicher Instanz sind weitere Elemente, die nicht nur die zeitgenössische Berühmtheit Klopstocks begründen, sondern seine Dichtung auch zum steten Reflexionsgegenstand für folgende Generationen machen, von Goethe, Hölderlin oder Karoline von Günderrode bis Peter Rühmkorf und Marion Poschmann. Das SE wird sich eine Reihe zentraler Oden bzw. Hymnen Klopstocks vornehmen, um sie genau und kontextsensibel zu lesen. Klopstocks begleitende metrische, prosodische und grammatische Studien sollen ebenfalls eingebunden werden; schließlich wird auch Klopstocks Publikationspolitik in den Blick genommen, die ebenfalls zu den Elementen gehört, durch die er seinen zeitgenössischen Rang als auratischer Dichter konsolidieren kann. Die Arbeitsleistung für das Seminar besteht voraussichtlich in der Übernahme einer Textpatenschaft bzw. eines Stundenprotokolls. |
Literatur |
Zur Vorbereitung wird eine erste Lektüre bekannter Oden empfohlen, etwa Das Landleben / Die Frühlingsfeier, Auf meine Freunde, Der Zürchersee, Der Eislauf, Unsre Sprache. Über eine Einführung wie die von Katrin Kohl (Stuttgart: Metzler, 2000) kann man sich einen ersten Überblick über Klopstocks Person und Werk verschaffen. |