Kommentar |
Der deutsch-britische Kritiker und Dichter Michael Hamburger hat paradigmatisch über den Stellenwert Friedrich Nietzsches in der Wirkungsgeschichte der neueren deutschen Literatur festgehalten: „He is the one source of Geistesgeschichte that cannot be ignored by any critic“ der Überlieferung seit um 1900, die er von den Gebrüdern Mann, über die Wiener Moderne von Hugo von Hofmannsthal bis Robert Musil, noch nach 1945 zu Gottfried Benn gehen ließ. Anlass genug, sich in einem einführenden Lektüreseminar eingehend mit den Grundlagentexten von Nietzsches Ästhetik zu beschäftigen. Das SE wird sich mit allen drei Werkphasen Nietzsches – wie seinem Bild des Künstlers und Dichters – beschäftigen. Ausgehend von der „Geburt der Tragödie“, seiner spätromantischen Phase, werden wir uns in der Folge mit seinen Entwürfen einer ‚Psychologie des Künstlers’ in „Menschliches, Allzumenschliches“ auseinandersetzen. Wir werden seine ‚phänomenologische Phase’ der „Morgenröte“ und dessen Gedanken zur „künstlerischen Kraft“ besichtigen und uns noch mit seinen späten Essays zur Kunstkritik beschäftigen; letztere stellen eine Abkehr wie Radikalisierung von seinen Anfängen dar. So soll ein Verständnis von Nietzsches Vorstellung der Ästhetik – und nicht zuletzt der folgenreichen Stellung des Künstlers in seinem Weltbild – entwickelt werden. Dieses kann als Grundlage und Zugang zur literarischen Moderne insgesamt angesehen werden. In einer letzten Etappe wird das SE Ausblicke auf die literarische Wirkung Nietzsches im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert unternehmen.
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