Kommentar |
„und wozu Dichter in dürftiger Zeit?“
Mit der Krise der Moderne ab 1800, dem sukzessiven Verfall gesellschaftlicher Gewissheiten, verändert sich auch die Poesie. Geist und Sinnlichkeit werden neu verhandelt, der poetische Sinn wird zunehmend in der Form gesucht anstatt in Inhalten. Wenige treiben das in den Anfängen so weit wie Friedrich Hölderlin, seine poetische Form wird geradewegs ,Formation‘, Subjektivität und Textualität (Leben und Kunst) sollen in seiner Poesie schlechthin eins werden. Dieser Anspruch einer ,poetischen Subjektivität‘ (den Hölderlin u.a. mit Novalis, Nietzsche und Kafka teilt) wird im Kurs erkundet anhand seiner späteren Gedichte und Auszügen aus seinen theoretischen Schriften. V.a. Hölderlins ,Schreibphilosophie‘ wird dabei im Mittelpunkt stehen, sein Ideal eines ,lebendigen Sinns‘ im Poetischen und seine Sehnsucht nach ,poetischer Gewissheit‘. Besonderer Fokus liegt auch auf Entwürfen und Vorstufen zu den Gedichten, in denen diese Sehnsucht am eindrücklichsten sichtbar wird. Ausgehend davon wird schließlich versucht, formale Aspekte seiner Poesie zu artikulieren und zu interpretieren, was letztlich auch auf allgemeinere Fragen führt wie die nach dem heutigen Wert einstiger Dichtung und dem gesellschaftlichen Sinn von Dichtung überhaupt. Erwartet wird die regelmäßige aktive Teilnahme und die Leitung einer Diskussion. Sämtliche Materialien werden digital bereitgestellt. Der Kurs kann abgeschlossen werden mit einer Hausarbeit.
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