Initiativen wie die Serie ethnoGRAPHIC der University of Toronto Press, die Organisation PositiveNegatives, und die Ausstellung Illustrating Anthropology sind beispielhaft für einen aktuellen Trend, sich auf graphische Art und Weise mit wissenschaftlichen Forschungsfragen und ihren Ergebnissen auseinanderzusetzen. Obwohl Zeichnungen als Methode der Feldforschung schon lange Tradition haben, liegt der Schwerpunkt von graphischen Ausdrucksformen heute eher auf der Seite der Wissensverwertung und darauf, anthropologische Forschung einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Graphische Ausdrucksformen wie Comics, Graphic Novels und Illustrationen werden außerdem als Möglichkeit erprobt, den Prozess der Wissensproduktion kollaborativer zu gestalten.
Im Seminar erforschen wir den oben geschilderten Trend des Graphischen in der europäischen Ethnologie sowohl auf theoretische als auch auf praktische Weise. Durch das Studium von wissenschaftlichen Texten und konkreten visuellen Beispielen einerseits, sowie kreativen Praxiseinheiten andererseits widmen wir uns Fragen wie: Was bildet die theoretische Basis für eine graphische Auseinandersetzung mit Ethnographie? Wo liegen ihre Chancen und Grenzen? Und inwiefern bietet „arts-based research“ die Möglichkeit, alternative Formen des Wissens in den Forschungsprozess mit einzubeziehen?
Neben den Diskussionen im Seminar bieten außerdem eigene kleine Forschungsprojekte, die in Gruppen- oder Einzelarbeit entwickelt werden, sowie Gastbeiträge von Künstler:innen und Forschenden die Chance, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Die Seminartexte sind vorwiegend auf Englisch, es wird jedoch versucht, wann immer möglich, auch Übersetzungen anzubieten. In Abhängigkeit von der aktuellen pandemischen Lage findet das Seminar rein synchron in Präsenz, bzw. in einem hybriden Format statt.
Findet im Rahmen des normalen Lehrprogrammes am Institut für Europäische Ethnologie statt, ÜWP Studierende können zusätzlich teilnehmen.
Butler, Judith. 1993. “Endangered/Endangering: Schematic Racism and White Paranoia.” In Reading Rodney King/ Reading Urban Uprising, ed. Robert Golding Williams, 15-22. Oxfordshire: Routledge.
Causey, Andrew. Drawn to See. Toronto: University of Toronto Press.
Hamdy, Sherine, and Coleman, Nye. 2017. Lissa: A Story about Medical Promise, Friendship and Revolution. Toronto: University of Toronto Press.
Ingold, Tim, ed. 2017. Redrawing Anthropology: materials, movements, lines. Farnham: Ashgate.
Kerbaj, Mazen. 2017. Beirut Won’t Cry. Seattle: F.U. Press.
Sacco, Joe. 2020. Paying the Land. London: Penguin.
Sontag, Susan. 2003. Regarding the Pain of Others. New York: Picador.
Sousanis, Nick. 2015. Unflattening. Cambridge, MA: Harvard University Press.
Online-Resources:
https://illustratinganthropology.com/
https://positivenegatives.org/
https://www.otherwisemag.com/
Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Lehrangebot haben, oder auch Probleme ansprechen wollen, können Sie sich auch an die Lehrkoordination des Instituts, Alice von Bieberstein (alice.bieberstein@hu-berlin) wenden.