Das Seminar-Projekt ist auf folgende Schwerpunkte orientiert:
- Das Schaffen von Lea Grundig als Absolventin der Dresdner Akademie der Bildenden Künste in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen - Weimarer Republik, NS-Zeit, DDR
- Lea Grundig als Verfolgte in der NS-Zeit (Jüdin und Widerständlerin)
- Lea Grundig setzt als eine der ersten Künstlerinnen die Ahnungen auf die Hitlerzeit um - Angst, Verfolgung, Verhaftung, Inhaftierung etc. (zahlreiche Radierungen). Sie lebt mit ihrem Mann Hans Grundig in Dresden.
- Sie wird in der NS-Zeit dreimal inhaftiert und das Frauen-KZ Ravensbrück sollte folgen, wurde nicht mehr Realität.
- 1940 flieht sie nach Palästina. Hier entstehen die Zyklen „Im Tal des Todes“, „Ghetto“ u.a. sowie zahlreiche Darstellungen zum Alltag in den Lagern ihrer Ankunft und in Kibbuzim. Lea Grundig illustriert innerhalb der acht Jahre auch zwanzig Kinderbücher, die zum Teil als Schulbücher eingesetzt werden.
- 1948 Rückkehr nach Dresden. Sie hat erfahren, dass Hans das KZ Sachsenhausen überlebt hat. Es entstehen zahlreiche Grafik-Zyklen und Zeichnungen, darunter Porträts von Arbeiterinnen wie Abbildungen zum Fabrik-Alltag. Weitere Themen: Atomare Bedrohung, Aufrüstung etc. Lea Grundig gestaltet jetzt auch Grimms Märchen.
- 1950 bis zum Tod 1977 Professur an der Hochschule der Künste in Dresden
- 1964 bis zum Tod ist Lea Grundig Präsidentin der Akademie der Künste.
Das Gesamtwerk von Lea Grundig umfasst 4.200 Radierungen, Zeichnungen, Lithografien und Aquarelle.
Von dem umfangreichen, interdisziplinär fokussierten Oeuvre soll von den Studierenden der größere Teil recherchiert und im historischen Kontext analysiert werden. Das Schaffen von Lea Grundig ist auf den Menschen und dessen Alltag orientiert. Es bildet alle Facetten des Alltags in den unterschiedlichen Gesellschaftssystemen ab, darunter auch jüdisches Leben in der NS-Zeit, in Kibbuzim in Israel etc. Und es bildet
Menschen aus allen sozialen Schichten, aus unterschiedlichsten Berufen und Tätigkeiten ab – hier sind es vor allem Porträts. Zu ihrem Oeuvre gehört auch eine hohe Zahl von Aquarellen, die sich auf unterschiedliche Landschaften beziehen.
Das interdisziplinäre Schaffen der engagierten Künstlerin zu analysieren, ist für das Forschungsfeld der Europäischen Ethnologie eine Herausforderung, ermöglicht aber zugleich einen vielseitigen Lernprozess: Archivrecherchen an unterschiedlichen Standorten (Akademie der Künste, Deutsches Historisches Museum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Privat-Sammlungen usw.) Das recherchierte und ausgewählte Werk soll in eine Ausstellung münden, die im Lichthof des Hauptgebäudes der Humboldt-UNI vom 9. September bis 21. Oktober 2022 gezeigt werden soll. (Hier sollen u. a. die zwanzig Kinderbücher als Originale gezeigt werden.)
Die Gestaltung der Ausstellung werden Studierende des Fachbereichs Visuelle Kommunikation der Kunsthochschule Weißensee unter Leitung von Prof. Wim Westerveld zusammen mit Studierenden des Fachbereichs für Visuelle Kommunikation der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem unter Leitung von Prof. Erez Gavish übernehmen. Die Ausstellung als studentisches Werk soll von einer Broschüre begleitet werden, die Beiträge einzelner Studierender zum Schaffen von Lea Grundig enthält.
Das Seminar schließt eine Tages-Exkursion zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ein und zudem für 10 am Seminar Teilnehmende eine Spurensuche der Lebens- und Arbeitsstationen von Lea Grundig in Israel. Hier ist ein Workshop mit den Studierenden der drei beteiligten Hochschulen (Kunsthochschule Weißensee, Bezalel Academy und IfEE/HUB) geplant.
Findet im Rahmen des normalen Lehrprogrammes am Institut für Europäische Ethnologie statt, ÜWP Studierende können zusätzlich teilnehmen.
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