Wissen durch Machen. Theorien zum Design Turn
Ein fundamentales Charakteristikum gegenwärtiger Lebensverhältnisse ist die Allgegenwart von Designpraktiken und -artefakten. Ein zeitgenössisches Nachdenken über die Virulenz von Design und Gestaltung lässt sich also nicht auf ein Praxisfeld oder eine Disziplin begrenzen. Aus medien- und kulturwissenschaftlicher Perspektive geraten die generelle ›Gemachtheit der Welt‹ und die Dispositive kreativer Subjektivierungsformen in den Blick: »Dasein ist Design«?
Auch die Natur- und Geisteswissenschaften haben sich dem Design zugewandt. Ein neues interdisziplinäres Paradigma der Wissensproduktion ist entstanden, in dem klassische Naturbeobachtung und Experiment als auch historisch-kritische Spekulation mit Gestaltungspraktiken ergänzt und teilweise ganz neu konfiguriert werden. Das zentrale Motiv dieser Wende zum Design ist eben jenes: Wissen durch Machen.
Doch damit nicht genug: In den eschatologischen Diskursen der Klimakrise bricht sich – immer deutlicher – ein ökomodernistischer und technowissenschaftlicher ›Wille zum Design‹ Bahn, der die planetarische Natur und das biologische Leben in Gänze als Interventionsfeld ingenieurtechnischer Kalküle begreift. Anthropozäne ›Weltrettung‹ durch ihre unerbittliche Gestaltung?
Das Seminar ist als kritische, will heißen historisch-theoretische Einführung in die skizzierten Fragestellungen und Problembereiche konzipiert. Zur Teilnahme am Seminar bedarf es keiner speziellen Vorkenntnisse in Geschichte und Theorie des Designs. |