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Sadismus mit und ohne Sade - Detailseite

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  • Online Belegung noch nicht möglich oder bereits abgeschlossen
Grunddaten
Veranstaltungsart Vorlesung Veranstaltungsnummer 532811Ü
Semester SoSe 2022 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Do. 12:00 bis 14:00 wöch 21.04.2022 bis 21.07.2022      findet statt     50
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Därmann, Iris, Professor, Dr. phil. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Kulturwissenschaft
Inhalt
Kommentar

Sadismus ist eine organisierte Gewaltpraxis, ein pornografisches Genre und eine Möglichkeit im Gebrauch der Lüste. Die „Plantagen-Pornografie“ (Marcus Wood) des 18. Jh.s präsentierte koloniale Szenen realer Foltergewalt, insbesondere die Auspeitschung zwangsentblößter Afrikanerinnen und Afrikaner. Sade war über die Zustände in den französischen Kolonien nicht nur erstaunlich gut unterrichtet, er hat die neue koloniale Gewaltlust auch literarisch sichtbar gemacht und in Praktiken konvertiert, die auf die Aufhebung der Sklaverei zielten. Die sexualwissenschaftliche Karriere des „Sadismus“ stellte demgegenüber eine Entpolitisierung des literarischen Unternehmens Sades dar und war mit der Erfindung des „perversen Individuums“ verbunden. Seit 1896 wurde die rassistische „Grundpeitschung“ auch in den deutschen „Schutzgebieten“ regulär exekutiert. Mit der Auspeitschung reaktivierte die SS in den Konzentrations- und Vernichtungslagern gezielt die koloniale Gewalt gegen Versklavte und die rassistische Gewaltlust der deutschen Kolonisatoren. Die Auspeitschung von jüdischen Häftlingen ging auf die von Theodor Eicke am 1. Oktober 1933 eingeführte „Disziplinar- und Strafordnung für das Gefangenenlager“ zurück. Für Opfer und Überlebende der Shoa wurde „Sadismus“ zur Signatur der Vernichtungsmethoden der SS (Salmen Gradowski, Vladimir Jankélévitch, Jean Améry). Über den Umweg Friedrich Nietzsches und Sigmund Freuds und die Wiederentdeckung des „göttlichen Marquis“ durch Guillaume Apollinaire rückte Sade seit den 1940er Jahren in den Brennpunkt einer Debatte, in der er zum „Nächsten“ (Pierre Klossowski)  und zum „Menschen in der Revolte“ (Albert Camus) erklärt wurde. George Bataille, Jean-Paul Sartre, Frantz Fanon, Aimé Césaire, Simone de Beauvoir u.a. fanden zurück zu Sades radikalpolitischem Projekt und stellten sich ihm zugleich entgegen, indem sie darauf verzichteten, den menschlichen Körper ohne Resistenz zur sadistischen Beute zu machen. In der Vorlesung geht es um eine multidirektionale Gewalt- und Verflechtungsgeschichte der Auspeitschung und um die Frage: Wie schreibt man, im Unterschied zur alten Grausamkeit, eine Körper-, Pornografie- und Theoriegeschichte der kolonialen Gewaltlust, die unser Begehren bis heute bestimmt?

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2022. Aktuelles Semester: WiSe 2024/25.
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