Kommentar |
Auf der Ebene der Gegenwartsdeutung und gesellschaftlichen Selbstbeschreibung konkurriert die Soziologie nicht nur mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch und insbesondere mit literarischen Interpretationen und Beschreibungen von Gesellschaft. Im Seminar wollen wir zum einen das Verhältnis von literarischer Fiktion und moderner Gesellschaft eruieren. So fragen wir etwa beispielhaft danach, was das Aufkommen moderner Kriminal- und Spionageliteratur mit der Entstehung von sozialwissenschaftlichen Disziplinen zu tun hat oder welche Rolle der moderne Roman bei der Entstehung des modernen Liebesideals spielte. Zum anderen werden wir die verschiedenen Dimensionen des Phänomens Literatur soziologisch in den Blick nehmen: Produktion, Text, Rezeption, literarische Wertung, Feld/ System. Dabei werden wir einige klassische literatursoziologische Positionen kennenlernen, u.a. Pierre Bourdieus Theorie des literarischen Feldes und Niklas Luhmanns Verständnis von moderner Kunst und Literatur als Funktionssystem. In einem dritten Schritt wollen wir aktuelle literarische Texte, bspw. die ›Autosoziobiografien‹, auf ihre Formen der soziologischen Beobachtung hin befragen. |
Literatur |
- Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes, Frankfurt/M. 1999; Andreas Dörner, Ludgera Vogt: Literatursoziologie. Eine Einführung in zentrale Positionen – von Marx bis Bourdieu, von der Systemtheorie zu den Cultural Studies, Wiesbaden 2013; Christine Magerski, Christa Karpenstein-Eßbach, Literatursoziologie. Grundlagen, Problemstellungen und Theorien, Wiesbaden 2019.
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