Kommentar |
Die Analyse von wissenschaftlichen Texten, auch aus anderen Disziplinen, gehört zu den unverzichtbaren Schlüsselqualifikationen rechtswissenschaftlichen Arbeitens. Die Veranstaltung will durch die Lektüre und Diskussion von theoretischen Texten in das interdisziplinäre rechtswissenschaftliche Arbeiten am Beispiel eines aktuellen Problems einführen: der Verfassung des Marktes. Seit einigen Jahren gehört es zum guten Ton der Rechtskritik, bestimmte Institutionen (z. B. unabhängige Zentralbanken) und Rechtsinstitute (z B. das geistige Eigentum oder das Antidiskriminierungsrecht) als „neoliberal“ oder „marktliberal“ zu bezeichnen. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass der „Markt“, d.h. ökonomische Interessen und Akteure, unser Rechtssystem und seine Verfassung prägen – und nicht umgekehrt. Was genau ist damit gemeint? Verfassen Märkte und Marktakteure tatsächlich unsere Verfassung? Wie verfasst umgekehrt unser Verfassungsrecht ökonomische Märkte? Was genau macht ein juristisches Argument, ein rechtliche Verfahren oder eine Institution neoliberal? Diesen Fragen will das Seminar anhand ausgewählter Texte aus dem Kanon des Ordo- und Neoliberalismus ebenso wie ihrer Kritik nachgehen. Im Mittelpunkt steht der Erwerb von zentralen Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens, um eigene wissenschaftliche Texte verfassen zu können: Textanalyse, mündliche Präsentation und schriftliche Auseinandersetzung durch kurze eigene Texte sollen im Seminar geübt werden. Nach einem einführenden Teil können und sollen die Studierenden selbst Themenwünsche und Lektürevorschläge einbringen. |