Kommentar |
Kunst und künstlerische Praxis spielen eine ambivalente Rolle in den Sozialwissenschaften und der Kultur- und Sozialanthropologie. Einerseits scheint Kunst und künstlerische Praxis universell: In nahezu jeder Gesellschaft und Kultur spielen künstlerische Praktiken eine Rolle: als funktionaler Teil von sozialen und kulturellen Kontexten, als Handwerk oder als unabhängige Tätigkeit mit eigenen Diskursen, Theorien, Traditionen und Institutionen. Andererseits wird künstlerischer Praxis mit Skepsis betrachtet: als Dekoration, Unterhaltung oder seit der europäischen Moderne als Sinnbild von Bürgerlichkeit und Kapital. Ist im öffentlichen Diskurs oder in den Medien von der „Kunstwelt“ die Rede, so wird damit zumeist ein elitäres Feld evoziert, in dem es um Konsum und Exklusivität geht. Mit dem Begriff Weltkunst, hingegen, wird Diversität, Kosmopolitismus und Kunstpraxis jenseits des westlichen modernen Kanons assoziiert. Das Konzept stellt den alleinigen Anspruch europäischer moderner Kunst auf Universalität in Frage. Aber in welchen Welten zirkuliert Kunst, wer produziert Kunst und wer definiert, was die Kunstwelt, also die Welt der Kunst ist? Was steckt hinter dem Begriff Weltkunst und was ist an diesem emanzipatorisch-gedachten Konzept, mit dem Kunst der nicht-westlichen Welt gemeint ist, problematisch? In diesem Seminar werden Studierende an grundlegende Texte der Kunstheorie, Soziologie und Kultur- und Sozialanthropologie herangeführt, die in einführenden Seminaren gelesen und besprochen werden – darunter Howard Becker, Pierre Bourdieu, Alfred Gell, Georgina Born, Roger Sansi, Claire Bishop u.a.. Es werden darüber hinaus Praxisfelder insbesondere im Berliner Kontext eröffnet, die sich sowohl für Forschungen zur Welt der Kunst und Kunst der Welt anbieten als auch Praxisfelder jenseits der Anthropologie aufzeigen, wie beispielsweise das Haus der Kulturen der Welt, die „Kunsthalle Berlin“ oder SAVVY Contemporary. Anhand von Beispielen aus der kuratorischen und musealen Praxis Berlins werden sowohl methodische Fragen zur Feldforschung innerhalb von künstlerischen Felder als auch die Themen Kolonialismus, Diversität, Ausgrenzung, Migration, Moderne und Europa/Europäisierung kritisch diskutiert. Das Seminar findet in deutscher Sprache statt, Texte werden jedoch v.a. in englischer Sprache gelesen und diskutiert. Diskussionen und Beiträge können in beiden Sprachen stattfinden und eingereicht werden.
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Bemerkung |
Sollten Sie noch weitere Fragen zu diesem Lehrangebot haben, oder auch Probleme ansprechen wollen, können Sie sich auch an die Lehrkoordination des Instituts, Alice von Bieberstein (alice.bieberstein@hu-berlin) wenden. |