Kommentar |
Sie werden komponiert, notiert, gedruckt, aufgeführt, eingespielt, zitiert, parodiert, geschützt, verwertet … Der Umgang mit musikalischen Werken ist in all seiner Vielgestaltigkeit bis in die Gegenwart eine intakte Praxis geblieben, und dabei oft eine so selbstverständliche, dass Begriff und Konzept kaum ins Bewusstsein treten. Je nach kulturellem Zusammenhang und zugehörigem Diskurs können sich allerdings recht divergente Verständnisse ergeben: Was also ist ein Werk – etymologisch, ontologisch, ästhetisch, pragmatisch, juristisch? Seit wann in der Musikgeschichte kann von Werken überhaupt sinnvollerweise die Rede sein? Ist der Zeitraum, für den sie Geltung beanspruchen können, historisch eng begrenzt, oder waren sie – zumindest der Idee nach – immer schon da? Und warum sind sie es, nach dem „Tod des Autors“ (Roland Barthes) und trotz aller Anfechtungen aus den Reihen der Performance Studies und der musikalischen Avantgarde seit den 1960er und 1970er Jahren, immer noch? Diesen Fragen werden wir mit Lektüre theoretischer Texte und anhand von historisch und genremäßig breit gestreuten Fallstudien nachgehen. |
Literatur |
Das musikalische Kunstwerk. Geschichte, Ästhetik, Theorie. Festschrift Carl Dahlhaus zum 60. Geburtstag, hrsg. von Hermann Danuser u. a., Laaber 1988.
Wilhelm Seidel, Werk und Werkbegriff in der Musikgeschichte (Erträge der Forschung 246), Darmstadt 1987.
Roman Ingarden, Untersuchungen zur Ontologie der Kunst. Musikwerk – Bild – Architektur – Film, Tübingen 1962.
Werktreue – was ist Werk, was Treue?, hrsg. von Gerhard Brunner und Sarah Zalfen (Die Gesellschaft der Oper 8), Wien u. a. 2011.
Der Werkbegriff in den Künsten. Interdisziplinäre Perspektiven, hrsg. von Herwig Gottwald und Andrew Williams (Wissenschaft und Kunst 6), Heidelberg 2009.
Lydia Goehr, The Imaginary Museum of Musical Works. An Essay in the Philosophy of Music, Oxford 1992, revidierte Ausgabe 2007.
Wessen Klänge? Über Autorschaft in neuer Musik, hrsg. von Hermann Danuser und Matthias Kassel (Veröffentlichungen der Paul Sacher Stiftung 12), Mainz u. a. 2017.
Michele Calella, Musikalische Autorschaft. Der Komponist zwischen Mittelalter und Neuzeit (Schweizer Beiträge zur Musikforschung 20), Kassel u. a. 2014.
Clemens Bernsteiner, Das Musikzitat im Urheberrecht. Zugleich ein Beitrag zum musikalischen Werkbegriff (Studien zum Unternehmens- und Wirtschaftsrecht 36), Baden-Baden 2017.
Gunnar Hindrichs, Die Autonomie des Klangs. Eine Philosophie der Musik, Berlin 2014.
Kurt Pages, Formale Erschließung von Vorlagen mit Musik. Eine Untersuchung von Werk und Werkbegriff in der Musik in Hinblick auf die formale Erschließung von Vorlagen mit Musik […] (Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft 22), Berlin 2008.
Heinz von Loesch, Der Werkbegriff in der protestantischen Musiktheorie des 16. und 17. Jahrhunderts. Ein Missverständnis, Hildesheim u. a. 2001. |