AGNES -
Lehre und Prüfung online
Studierende in Vorlesung
Anmelden

Anthropologie des Staates: Bürokratie- the rule of nobody? - Detailseite

  • Funktionen:
  • Online Belegung noch nicht möglich oder bereits abgeschlossen
Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 51714
Semester SoSe 2022 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Präsenz

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Mi. 14:00 bis 16:00 wöch 312 (Seminarraum)
Stockwerk: 3. OG


Institutsgebäude - Mohrenstraße 40/41 (MO 40)

  findet statt    
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Schröder, Julia Valeska , MA
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Kernfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Bachelor of Arts  Europäische Ethnologie Zweitfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2017 )   -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Philosophische Fakultät, Institut für Europäische Ethnologie
Inhalt
Kommentar

Erinnerst du dich an die Wartezeit beim letzten Besuch beim Bürgeramt und was dir durch den Kopf ging? Vielleicht etwas in die Richtung von Otto von Bismarck „Die Bürokratie ist es, an der wir alle kranken“? Oder etwas in Richtung von Honore de Balzac „Die Bürokratie ist ein gigantischer Mechanismus, der von Zwergen bedient wird“? Hast du dich auch gefragt, ob das, was dort vorging funktional oder dysfunktional war? Ordnung oder Unordnung ist? Zufall oder System? Ausdruck von Volkssouveränität oder Unterdrückung? Veränderbar oder unumgänglich? Aber auch: was das überhaupt war, was dort vorging - und durch wen oder was?

Oft - nicht nur im Alltag, sondern auch in der Wissenschaft - wird „der Staat“ als eindeutig definierbar, einheitlich und gegeben hingenommen. Nun, dem ist nicht so. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit anthropologischen Ansätzen zu den Ideen, Praktiken, Institutionen, Prozessen und Räumen, die im Zusammenhang desjenigen Phänomens stehen, das wir „Staat“ nennen. Die Anthropologie des Staates[1] macht sich zur Aufgabe, den Staat von innen heraus zu untersuchen und somit sowohl seine Dynamiken, Paradoxien und Mythen, als auch die positionellen und historischen Unterschiede in der Betrachtung und Erfahrung zu verstehen. Kurzum: „Der Staat“ wird als heterogenes kulturelles Artefakt dekonstruiert; seine historische Verankerung in der Moderne, im Kolonialismus und im Kapitalismus werden rückverfolgt; und seine zeitgenössischen Erscheinungsformen werden in einer neoliberalisierten, transnationalen Welt kontextualisiert.

In diesem Seminar werden wir uns auf „den Staat“ als nationale politische Organisationsform und als Verwaltungsapparat konzentrieren und nicht den Anspruch verfolgen, das Forschungsfeld „Anthropologie des Staates“ als Gesamtes zu überblicken.[2] Mit diesem Fokus fragen wir nach gegenwärtigen Regierungslogiken, Verwaltungspolitiken und Technologien der Bürokratie und widmen uns einer Textzusammenstellung aus theoretischen Grundlagen, methodischen Reflexionen, aktuelleren Weiterentwicklungen, Interventionen und ethnologischen (Meta-)Betrachtungen. So werden wir uns einen Zugang zum Diskurs erarbeiten, der zwei zentrale Aspekte des Forschungsprogramms hervorhebt: Erstens, Macht- und Herrschaftstechnologien administrativer vollziehender Gewalt (der größere Teil der Exekutive) und zweitens, Mikropolitiken alltäglicher Staatsbildung.

Format

Hauptmodus des Seminars sind Kleingruppen- und Plenumsdiskussionen. Zudem soll eine sogenannte „Problem-Based-Learning“-Methode angewendet werden: Dabei werden Sitzungen in Vor- und Hauptdiskussionen aufgeteilt. Kollektiv sollen in den Vordiskussionen Problemstellungen, Forschungsfragen und interessante Aspekte für jede thematische Seminarsitzung formuliert werden, die nach der Textlektüre (und ggf. eigenständiger Zusatzrecherche) in der Hauptdiskussion beantwortet und/oder diskutiert werden. Studierende übernehmen die Rolle der Protokollant:in und die Rolle der Moderator:in für die Vordiskussion.

Anforderung

Ein Großteil der Texte wird auf Englisch sein. Erfahrung mit akademischen Texten auf Englisch ist von Vorteil.

Seminarlektüre ist (auch) theoretisch. Eine Bereitschaft für und ein Interesse an Theoriearbeit wird vorausgesetzt.

[1] eine Spezialisierung des Forschungsbereichs politischer Anthropologie; kann als ein interdisziplinäres Programm zwischen Ethnologie und Politikwissenschaft verstanden werden

[2] Dieses Seminar bietet keine vertiefte und systematische Auseinandersetzung  mit dem Verhältnis von Staat und Ideologie, Krieg, Gemeinwohl, Gesetz, Bürger:innschschaft, Transnationalität, Kapitalismus und Postkolonialismus

Literatur

Abrams, Phillip (1988). Notes on the Difficulty of Studying the State, Journal of Historical Sociology, 1(1), 58–89.

Bouchard, Michel (2011). The State of the Study of the State in Anthropology, Reviews in Anthropology, 40(3), 183-209.

Bourdieu, Pierre: Über den Staat. Vorlesungen am Collège de France 1989–1992. Suhrkamp: Berlin.

Foucault, Michel (2005). Analytik der Macht. Suhrkamp: Frankfurt am Main.

Gailey, Christine Ward (1985). The state of the state in Anthropology, Dialectical Anthropology, 9(1/4), 65-89.

Herzfeld, Michael (1992). The Social Production of Indifference: Exploring the Symbolic Roots of Western Bureaucracy. University of Chicago Press: Chicago.

Laszczkowski, Matteussz & Reeves, Madeleine (2018). Affect and the Anthropology of the State. In: Affective States: Entanglements, Suspensions, Suspicions. Berghan: New York.

Mitchell, Timothy (1999). Society, Economy, and the State Effect. In: G. Steinmetz, State/Culture: State Formation after the Cultural Turn, 76–97. NY & London: Cornell University Press.

Passoth, Jan-Hendrick & Rowland, Nicholas (2016). Modeling the State: An Actor-Network Approach. In: Voß & Freemann: Knowing Governance. The Epistemic Construction of Political Order. Palgrave Macmillan: London.

Rose, Nikolas (1966) Governing “Advanced” Liberal Democracies. In: A. Barry, T. Osborne, and N. Rose (eds.), Foucault and Political Reason: Liberalism, Neo-Liberalism and Rationalities of Government, pp. 37–64. Chicago and London: University of Chicago Press and UCL Press.

Scott, James C. (1998). Seeing Like a State: How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed. Yale University Press.

Thelen et al (2018).: Stategraphy. Toward a Relational Anthropology of the State, Introduction: Relational Modes, Boundary Work, and Embeddedness. Berghan: New York.

Weber, Max (1922). Bürokratie. In: Wirtschaft und Gesellschaft, 1. Teil, Kap. III. Mohr: Tübingen.

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2022. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin