Kommentar |
Die Orthodoxen Kirchen hatten lange keine eigenständige Sozialethik entwickelt, dennoch standen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens immer wieder im Zentrum theologischer Diskurse. Themen des Friedens in seiner innergesellschaftlichen und internationalen Dimension gewannen besonders im 20. Jahrhundert während des Kalten Kriegs an Bedeutung. Spätestens mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und den bewaffneten Konflikten in mehrheitlich orthodoxen Ländern auf dem Balkan und in Osteuropa stellte sich die Frage nach einer theologisch fundierten Rede über Krieg und Kampf, Versöhnung und Frieden mit einer neuen Brisanz.
Das Seminar widmet sich historischen, systematischen und sozialethischen Aspekten einer Friedensethik der Orthodoxen Kirchen. Neben der Analyse von Grundlagentexten der Orthodoxen Kirchen und einer ökumenischen Einordnung friedensethischer und konflikttheologischer Konzepte werden konkrete Beispiele wie die liturgische Verehrung von Kriegerheiligen, Waffensegnungen, die Gewalt in der Ukraine, das Friedensengagement während des Kalten Kriegs und Versöhnungsarbeit auf dem Balkan bearbeitet. |
Literatur |
- Johannes Oeldemann, Die Kirchen des christlichen Ostens. Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen, 4. Auflage, Kevelaer 2016
- Für das Leben der Welt. Auf dem Weg zu einem Sozialethos der Orthodoxen Kirche. Fribourg: Epiphania 2020.
- Thomas Bremer, Das Jahrhundert Der Kriege: Die Russische Orthodoxie, der Krieg und der Friede. Osteuropa, vol. 64, Nr. 2/4, 279–90.
- Hildo Boss and Jim Forest (Hg.), For the Peace from Above: An Orthodox Resource Book on War, Peace and Nationalism. Cocheco Falls Publishing, 2011.
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