Kommentar |
Musik spricht alle unsere Sinne an. Als Konzertbesucher*in hören wir die Klänge, sehen die Musizierenden auf der Bühne, fühlen den Rhythmus in unserem Körper und schmecken eventuell sogar einen bittersüßen Moment während einer besonders emotionalen Passage. Obwohl letzterer oft metaphorisch verstanden wird, kann er dennoch real—über die transmodale Abbildung einer auditiven Erfahrung auf den Geschmackssinn—wahrgenommen werden. Und selbst das Hören eines Musikstückes mit geschlossenen Augen zieht notwendigerweise eine multimodale Erfahrung nach sich, bei der wir Eigenschaften der Musik auf andere Sinnesbereiche abbilden – besonders auf räumlich-visuelle und kinästhetische Modalitäten. Wir spüren die Melodie an- und absteigen; wir fühlen uns in Bewegung oder werden durch die Musik bewegt, sei es sanft oder mit plötzlicher Gewalt; wir spüren die Helligkeit oder Finsternis einiger Passagen; und oft sehen wir Bilder vor unserem inneren Auge, die die Musik evoziert hat und die zu einem integralen Bestandteil unseres musikalischen Erlebens werden.
Wie bilden wir Töne und Musik auf andere Modalitäten ab und warum scheint dies oft automatisch zu geschehen? In diesem Seminar wollen wir diesen Fragen auf den Grund gehen, einen Bogen schlagend von psychoakustischen Ansätzen bis hin zu Fragen der musikalischen Aufführungspsychologie. |