Die (insbesondere kontinentale) Philosophie des 19. Jahrhunderts ist bis zum Aufkommen des Neukantianismus stark vom sogenannten Deutschen Idealismus, insbesondere aber von Hegel und seiner Philosophie beeinflusst worden. In fast allen europäischen Staaten lassen sich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts hegelianische und idealistische Strömungen feststellen. Interessant ist vor allem, dass es in Großbritannien einen an Hegel orientierten Idealismus gegeben hat, da dort ebenfalls ein Ursprung der analytischen Philosophie zu finden ist, die sich teils in Abgrenzung zum Idealismus entwickelt hat.
Ein zentraler Vertreter des Britischen Idealismus ist Francis Herbart Bradley. Bisher ist in der Erforschung des Britischen Idealismus stärker auf die metaphysischen Aspekte dieser Philosophien fokussiert worden. Allerdings haben alle drei Hauptvertreter, neben Bradley noch Thomas Hill Green und Bernard Bosanquet, auch Schriften im Bereich der Praktischen Philosophie veröffentlicht.
In dem Seminar wollen wir uns mit der Schriftensammlung Ethical Studies (1876) von Bradley beschäftigen. Ziel ist neben einer möglichst vollständigen Lektüre der Texte eine Rekonstruktion der jeweiligen Positionen, Thesen und Argumente und gegebenenfalls Diskussionen darüber, ob und inwiefern die jeweiligen Positionen in welchem Sinne idealistisch genannt werden sollten. Für die Rekonstruktionen werden wir neben wenigen ausgewählten Sekundärtexten auch einige Unterscheidungen und Begrifflichkeiten der zeitgenössischen Praktischen Philosophie verwenden. |