Kommentar |
Die 24/7-Gesellschaft als Signatur eines sich beschleunigenden Kapitalismus, der keine Ruhepausen kennt, als eine "Zeit der Gleichgültigkeit, der gegenüber die Fragilität menschlichen Lebens zunehmend inadäquat wird" (J. Crary) wird als verantwortlich für den gesteigerten Zustand von permanenter Übermüdung und Erschöpfung und gleichzeitiger Schlaflosigkeit angesehen. Das in den programmatischen Entwürfen moderner Subjektivität lange Zeit vernachlässigte Phänomen des Schlafes, der als Gefährdung der Vernunft oder - bei Kant - des physischen Lebens allgemein angesehen und in asketischen Praktiken als in Müßiggang vergeudete Zeit betrachtet wurde, findet sich plötzlich in das Zentrum von biopolitischen Auseinandersetzungen gestellt: Schlaf wird einerseits als ökonomische Ressource instrumentalisiert und zum Objekt der Selbstoptimierung (die Suche nach dem effektiven oder dem gesunden Schlaf) erhoben und andererseits als unverfügbares Refugium humaner Existenz verteidigt, in dem die Träume den Zugang zu einem anderen Erfahrungsbereich versprechen. |