Kommentar |
Wie hängen Raum und Handlung in einem erzählerischen Werk zusammen? Welche Rolle spielt die Kategorie Raum überhaupt in einem künstlerischen Text? Das Seminar gibt eine methodologische Einführung ins das Forschungsfeld zum sog. „spatial turn“ in der Literaturwissenschaft und stellt verschiedene Konzepte und Modelle der ‚Lesbarkeit‘ des Raumes in der Literatur vor, mit denen sowohl textinterne Bedeutungsgenerierung als auch außerliterarische Bezugnahme auf kulturelle und geographische Orte analytisch adressiert werden kann. Im Seminar erarbeiten wir solche raumtheoretischen Grundbegriffe wie „Grenze“ und „Sujet“ (Jurij Lotman), „Chronotopos“ (Michail Bachtin) oder „point of view“ (Boris Uspenskij) und Ansätze kulturwissenschaftlicher Raumtheorie und -Philosophie von M. Foucault (Heterotopie) und G. Bachelard (Poetik des Raums) bis M. de Certeau (Ort und Raum) und H. Lefèbvre (Soziologie des Raums). Ein gesonderter Fokus wird auf den literarischen Topographien und Imaginationen von geographischen Orten (Städten) und (nationalen) Räumen, d.h. auf der sog. Geopoetik und Methoden ihrer Analyse liegen. Sitzung für Sitzung wird dieses theoretische Instrumentarium anhand exemplarischer Analysen von Texten aus der russischen, polnischen und tschechischen Literatur erprobt.
Zur Einführung wird empfohlen:
Sasse, Sylvia: Literaturwissenschaft, in: Raumwissenschaften, hrsg. von Stephan Günzel, Frankfurt am Main 2009, S. 225–242; Dünne, Jörg/Mahler, Andreas (Hg.): Handbuch Literatur & Raum, Berlin 2015; Hallet, Wolfgang / Neumann, Birgit: Raum und Bewegung in der Literatur. Die Literaturwissenschaften und der Spatial Turn, Bielefeld 2015; Dünne, Jörg/ Günzel, Stephan (Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften, Frankfurt am Main 2006; Böhme, Hartmut (Hg.): Topographien der Literatur, Stuttgart 2004. |