Kommentar |
„Das wahre Exil ist das sprachliche, der Rest eine ausgedehnte Reise“, schreibt der nach Paris emigrierte Rumäne Dumitru Tsepeneag. Die Tschechin Věra Linhartová bezeichnete aus ihrem Pariser Exil Mehrsprachigkeit als eine „Persönlichkeitsmultiplikation“ und verglich sie mit einer schizoiden Wahrnehmungsveränderung. Solchen und ähnlichen Beobachtungen gehen wir im Seminar nach. Wir besprechen terminologische Unterschiede zwischen Exil und Migration (u.a. Edward Said, Vilém Flusser, Elisabeth Bronfen) und diskutieren die theoretische Verortung von mehrsprachigen Schriftsteller:innen. Welche Erklärungsmodelle finden sich für sie in Theorie wie Terminologie (z.B. „Gastarbeiterliteratur“, „Ausländerliteratur“, Diaspora, Nomadismus, Neue Weltliteratur, Transkulturalität)? Schließlich tauschen wir uns über Thesen wie Selbst-Orientalisierung und Selbst-Kanakisierung (z.B. Dirk Uffelmann) aus. Dafür lesen wir exemplarisch Schriftsteller:innen wie u.a. Witold Gombrowicz und Eva Hoffman, Milan Kundera und Sándor Márai. Mit der Tschechin Libuše Moníková und der Slowakin Irena Brežná unternehmen wir zugleich einen Einblick in die deutschsprachige „Migrationsliteratur“, wenn wir sie denn so nennen wollen. Eine vorläufige Textauswahl steht in Original und Übersetzung auf Moodle bereit; weitere Autor:innen kommen im Verlauf der Seminarplanung noch hinzu. |