Kommentar |
Die heutigen globalisierten Produktions- und Lieferketten der Weltwirtschaft basieren auf Transport- und Nachrichtensystemen, die Objekte und Informationen durch die Welt bewegen oder lagern und speichern. Die Objekte müssen ebenso selbst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, wie die Informationen darüber, was, wann, wo gerade vorhanden ist oder sein sollte. Zusammen mit den Infrastrukturen sind in den letzten Jahren auch die medialen Bedingungen der Logistik von der medienwissenschaftlichen Forschung in den Blick genommen worden. Denn es sind entscheidend Medien, die Lieferketten prägen und Objektflüsse in Bewegung versetzten: Medien visualisieren und repräsentieren logistische Vorgänge durch Karten, Flowcharts und GPS-Sender, als Frachtpapiere oder Patentierungen schaffen sie juristische Räume, als Container bilden sie standardisierte Architekturen. Der Blick auf die Medien der Logistik hilft, ansonsten weitgehend unsichtbare Infrastrukturen, Ausbeutungsverhältnisse, Verflechtungen von Handel, Politik und Medien und ihre Genealogien analysierbar zu machen.
Das Seminar widmet sich diesem neuen Forschungszweig, der die medialen Bedingungen der Logistik heute und in historischer Perspektive untersucht. Hierzu werden wir einschlägige Texte lesen. Außerdem beschäftigen wir uns mit künstlerischen Positionen, die die Choreographien der globalisierten Produktion zum Gegenstand kritischer Auseinandersetzungen machen. |