Gruppe 1: Azteken und Conquistadores. Die spanische Eroberung Mexikos
1519 landete Hernán Cortés mit einem kleinen Kontingent spanischer Kämpfer an der Küste Mittelamerikas. Bereits zwei Jahre später eroberten sie Tenochtitlán, die Hauptstadt des Azteken-Reiches, und besiegelten damit dessen Untergang. Das frühere Herrschaftsgebiet der Azteken bildete den Kern des neuen Vizekönigreichs Neuspanien, dessen Hauptstadt Mexiko-Stadt auf den Ruinen Tenochtitláns erbaut wurde.
In diesem Bachelorseminar wollen wir die Geschichte dieser Region und seiner Eingliederung in das spanische Kolonialreich untersuchen. Dabei wollen wir die lokalen Kontexte dieser Entwicklungen ernst nehmen und beschäftigen uns daher auch mit Geschichte und Kultur der Azteken und anderer Indigener Völker. Hierfür greifen wir auf die wichtigste einschlägige Forschungsliteratur (auf Deutsch und Englisch) sowie Quellen in deutscher und englischer Übersetzung zurück. Die Bereitschaft zur Arbeit mit englischsprachigen Texten ist daher essenziell für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Kurs. Spanischkenntnisse sind insbesondere für eigene Recherchen im Rahmen der Hausarbeit hilfreich, werden jedoch nicht vorausgesetzt.
Das Bachelorseminar bietet Ihnen Gelegenheit, anhand eines fokussierten Themas Ihre Kenntnisse eines wichtigen Moments der frühen Frühen Neuzeit auszubauen und das in vorherigen Semestern erworbene historische Handwerkszeug weiter zu schärfen.
Sollte der Kurs als digitale Veranstaltung stattfinden, wird er vorwiegend synchron stattfinden.
Gruppe 2: Europäische Integration und "Global Governance" seit 1945
Im Rahmen des Bachelorseminars geht es um die Frage, wie die zahlreichen Prozesse der Europäischen Integration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfasst, analysiert und aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive beschrieben werden können. Kurz: wie kann zeitgemäße historische Europaforschung aussehen?
Im Zentrum dieser Suchbewegung steht die Frage, welchen Stellenwert nationale Regierungen, internationale Organisationen, rechtliche Konventionen, zivilgesellschaftliche Akteure, transnationale Öffentlichkeiten sowie individuelle Bürgerinnen und Bürger für den (oder eben doch die vielen?) „europäischen Integrationsprozess(e)“ hatten und auch weiterhin haben. In den Blick genommen werden konfligierende zeitgenössische Entwürfe für ein „geeintes Europa“ seit 1945 und die Dynamiken, die sich aus diesen Ideen, Narrativen, Initiativen und Institutionalisierungsprozessen entwickelten.
Kritisch analysiert und in einen globalen Kontext eingebettet werden sollen zudem „Meilensteine“ (so etwa die großen Vertragswerke) der EU-Integrations-Historiographie. Denn „Europäische Integration“ lässt sich ohne eine ausführliche Gewichtung paralleler und sich überkreuzender Dynamiken und Prozesse wie „Globalisierung“ und „Verflechtung“ aber gleichzeitig auch „Regionalisierung“ oder „Abschottung nach Außen“ nicht denken.
Gruppe 3: Träume von Mais und Plattenbau: "Hurricane Nikita", der polternde Reformer. Chruschtschow im Kreml
Der Name Nikita Chruschtschows wird sowohl im Westen wie auch in Russland selbst eher despektierlich bis ablehnend beurteilt. Gilt der Nachfolger Stalins mit seinem bäuerlichen Auftreten, seiner Sprache und Manieren vielen Russen eher als peinlicher Repräsentant, der mit der „Geheimrede“ den Anfang vom Ende der Sowjetunion beschwor, verbindet man mit ihm im Westen den impulsiven Bolschewik, der in der Uno mit dem Schuh auf den Tisch schlug und die Welt in der Kubakrise an den Rand eines neuen Krieges trieb.
Doch wer war der Mann, der 1956 den Mut fand, die stalinistischen Verbrechen – mithin seine Mittäterschaft und die unzähliger anderer Parteimitglieder – offen zu diskutieren, der sich die USA begeisterte und die große Wohnungsnot in der Sowjetunion mit dem Bau von Wohnsiedlungen mit Plattenbauten, Schulen und Läden anging?
Dieser Frage wollen wir im Bachelorseminar nachgehen und versuchen zu hinterfragen, wie gerecht oder ungerecht das Urteil der Geschichte sich manches Mal ausnimmt.
Gruppe 4: Die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“. Gesellschaft, Krieg und Holocaust, 1933-1945
Das Bachelorseminar dient zur Vertiefung von Kenntnissen über die Geschichte des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Zugleich wollen wir die Beschäftigung mit diesen zentralen Themen der deutschen Zeitgeschichte dazu nutzen, bereits erworbene methodische Fähigkeiten anzuwenden und zu erweitern.
Inhaltlich widmet sich das Bachelorseminar sowohl der Gesellschaftsgeschichte der NS-Volksgemeinschaft als auch der Expansions- und Vernichtungspolitik während der Kriegsjahre. Um uns im kritischen Lesen und wissenschaftlichen Argumentieren zu üben, liegt ein besonderer Fokus auf kontroversen Fragen aus früheren und aktuellen Forschungsdiskussionen wie z.B. der andauernden Debatte über die Singularität des Holocaust.
Neben dem forschenden Lesen trainiert das Seminar auch die historische Fragekompetenz. Diese Ziele verfolgen wir nicht nur durch kritische Lektüre und Diskussion der Forschungsliteratur, sondern auch durch eigenständige Recherchen und Analysen von Primärquellen. Die Vertiefung von Kompetenzen in der wissenschaftlichen Arbeit mit Primärquellen in Verbindung mit der Forschungsliteratur soll zu der übergeordneten Zielsetzung beitragen, die Grundlagen für eine erfolgreiche Bachelorarbeit zu festigen.
Gruppe 5: Die zwei Kulturen
Worum handelt es sich, wenn von den „zwei Kulturen“ die Rede ist? Sind damit die Geisteswissenschaften auf der einen und die Naturwissenschaften auf der anderen Seite gemeint? Ist das überhaupt noch aktuell? Das Seminar wird sich einem berühmten Schlagwort widmen, um damit eine grundlegende Einführung in die Geschichte der Organisation unserer Wissenschaften zu geben. Wie haben sich die verschiedenen Disziplinen seit dem 19. Jahrhundert entwickelt und von welchen Debatten wurden sie begleitet? Warum werden Geistes- und Naturwissenschaften einander gegenübergestellt und wo bleiben in dieser Aufteilung die Sozialwissenschaften?
Das Seminar wird anhand zentraler Texte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Überblick geben und in das Verhältnis der Wissenschaften einführen.
Gruppe 6: Katastrophen in der Geschichte: Wahrnehmungen – Bewältigungsstrategien – Deutungen. Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Katastrophen und Unglücksfälle – ob „natürlich“ verursacht oder menschengemacht – prägen die Geschichte. Sie stellen Gewissheiten in Frage und fordern Politik und Gesellschaft ebenso heraus wie Wissenschaft, Technik und Philosophie. Die Handlungs-, Deutungs- und Bewältigungmuster, die sie hervorbringen, im historischen Kontext zu untersuchen, ist Ziel des Seminars. Dazu werden exemplarisch Katastrophen vom Erdbeben von Lissabon 1755 über den Untergang der Titanic 1912 bis zur Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 in den Blick genommen. Das Seminar findet in Kooperation mit der Osteuropahistorikerin Dr. Ann-Kathrin Reichardt statt. |