Moderne Gesellschaften kommen nicht umhin, sich permanent nach dem eigenen Zustand zu befragen. Manche dieser Beobachtungen sind in der Alltagssprache verankert. Einige sind Dauerbrenner („Die Schere zwischen Arm und Reich"), andere kommen hinzu (die „Spaltung der Gesellschaft") und wieder andere verstauben („der Verfall der Sitten"). Der Soziologie kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Es kann gar zum Selbstverständnis der Wissenschaft gehören, zu in der politischen Öffentlichkeit diskutierten Fragen Stellung zu beziehen. Dabei wirkt die Soziologie mal als Stichwortgeberin, mal als empirisches Korrektiv.
Im Seminar nehmen wir diese doppelte Rolle in den Blick und besprechen detailliert zwei Großthesen, die momentan in der Öffentlichkeit vertreten werden und gleichen sie mit dem jeweiligen empirischen Forschungsfeld ab. Die erste Hälfte des Seminars beschäftigt sich mit Spaltung und Polarisierung im engen sozialstrukturellen Sinne: Thesen des Schrumpfens der Mittelschicht und der „Schere zwischen arm und reich" werden nachvollzogen. Der zweite Teil des Seminars prüft Thesen der politischen Soziologie, die davon ausgehen, dass die sozialstrukturellen Spaltungen sich wiederum in politischen Handlungen und Einstellungen niederschlagen am Beispiel von Einstellungen zum Klimawandel.
Ziel des Seminars ist es, verschiedene Arten soziologischer Literatur über einen Gegenstand lesen und in Beziehung setzen zu lernen. Dementsprechend ist die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre langer Texte mitzubringen. |