Seminar 1: Wahrnehmung sprachlicher Variation
Im Seminar beschäftigen wir uns mit sprachlicher Variation und wie diese in verschiedenen Kontexten wahrgenommen wird. Dazu befassen wir uns zunächst mit Konzepten wie Standardsprache und Standardsprachideologie. Anschließend werfen wir einerseits einen Blick auf funktionale und grammatische Eigenschaften von bestimmten sprachlichen Strukturen und andererseits auf empirische Studien zur Wahrnehmung von Variation. Hierbei diskutieren wir auch Auswirkungen und Implikationen für die Schule.
Seminar 2, 3, 6: Variation und Wandel im soziohistorischen Kontext
Sprachwandel und -variation sind sowohl durch inner- als auch außersprachliche Einflüsse bedingt, wobei in diesem Seminar insbesondere letztere im Vordergrund stehen werden: Zum einen ist Sprache ein zutiefst soziales Phänomen und den Menschen und der durch sie geformten Gesellschaft inhärent. Zum anderen ist Sprache ein historisches Phänomen, das sich in der zeitlichen Dimension stetig verändert. Soziolinguistische und historische Einflüsse haben somit über einen langen Zeitraum hinweg für die Ausprägung der heutigen deutschen Gegenwartssprache mit all ihren vielfältigen Ausformungen gesorgt.
Das Seminar gliedert sich in zwei Teile: Im ersten werden Grundlagen vermittelt sowie Variation und Wandel im Sprachsystem auf verschiedenen Ebenen betrachtet (u. a. Phonologie, Morphologie, Syntax, etc.). Außerdem soll hier ein Überblick über die deutsche Sprachgeschichte gegeben und Methoden/Korpora zur Analyse von Variation und Wandel eingeführt werden.
Im Anschluss werden wir im zweiten Teil soziolinguistische Faktoren von Variation und Wandel in den Blick nehmen, und zwar immer auch vor dem Hintergrund der sprachgeschichtlichen Entwicklungen. Hier sollen zudem konkrete Varietäten und Stile des Deutschen vorgestellt werden.
Das Lernziel des Seminars besteht im Wesentlichen darin, sprachliche Variation soziolinguistisch einordnen zu können und die Gegenwartsprache als etwas „Gewordenes“ und als Konglomerat vielfältiger Varietäten/Stile zu begreifen.
Seminar 4: Soziolekt und Register
Das Seminar beschäftigt sich mit zwei Aspekten synchroner sprachlicher Variation im Deutschen: 1. Registern (situationsbezogene Sprachvariation) und 2. Soziolekten (sozialbedingte Sprachvariation, milieuspezifische Sprache, Gruppensprachen, Fachsprachen). Die beiden sprachlichen Phänomene werden im Kurs theoretisch sowie anhand von forschungspraktischen Beispielen im Forschungsfeld der Soziolinguistik verortet und betrachtet. Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Auseinandersetzung mit der Bedeutung sprachlicher Variation im schulischen Kontext. Im Seminar ist eine hohe Diskussionsbereitschaft erwünscht.
Das Seminar kombiniert asynchrone (digitale) mit synchronen Anteilen (ggf. in Präsenz). Die synchronen Veranstaltungen beginnen in der zweiten Woche der Vorlesungszeit.
Seminar 5: Variation und Wandel in der Sprache
- entfällt -
Seminar 7: Sprachliche Diversität an der Schule
Im Seminar behandeln wir den Umgang mit sprachlicher Diversität an der Schule. Wir diskutieren Phänomene sprachlicher Variation auf Ebenen von Sprachsystem, Sprachentwicklung (Spracherwerb und Sprachwandel) und Sprachgebrauch und befassen uns dabei mit Bereichen wie Jugendsprache, Dialekte, Mehrsprachigkeit, gesprochene vs. geschriebene Sprache. Der Blick auf die Phänomene selbst wird ergänzt durch eine Perspektive auf Einstellungen gegenüber sprachlicher Vielfalt, mit einem Schwerpunkt auf dem Bildungsbereich. Dabei reflektieren wir auch eigene Einstellungen und Dispositionen und erproben, diskutieren und entwickeln konkrete Materialien zur Anwendung in der Schule. Falls das Seminar nicht als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden kann, werden online-Präsentationen und -Materialien zur Verfügung gestellt, die im Rahmen von Videokonferenzen (Zoom) diskutiert werden.
Literatur:
Delpit, Lisa (2006). Other People’s Children. Cultural Conflict in the Classroom. The New Press.
Elspaß, Stephan (2018). Sprachvariation und Sprachwandel. In: Eva Neuland & Peter Schlobinski (Hg.), Sprache in sozialen Gruppen. de Gruyter [Handbuchreihe Sprachwissen, Band 9]. S.87-107.
Freywald, Ulrike; Wiese, Heike, u.a. (2021). Deutsche Sprache der Gegenwart. Eine Einführung. Metzler.
Wiese, Heike; Tracy, Rosemarie, & Sennema, Anke (2020). Deutschpflicht auf dem Schulhof? Warum wir Mehrsprachigkeit brauchen. Dudendebattenbuch. Duden-Verlag.
Seminar 8 & 9: Wandel und Variation in der Grammatik
„Die Sprache wird heute so schnell umgebildet, daß sie [...] verkommen und verlottert ist.“ schreibt Gustav Wustmann und benennt auch die Schuldigen: „Wo stammen sie denn her, die Deutschverderber der letzten vierzig Jahre, wenn nicht aus der deutschen Schule?“ Das war 1891. Im Jahr 2006 titelt Der Spiegel „Rettet dem Deutsch“ und Bastian Sick füllt Säle mit dem ‚Dativ, der dem Genitiv sein Tod ist’...
In dem Seminar werden wir uns eingehend mit grammatischem Wandel und Variation beschäftigen: Warum gebrauchen wir neben „gewinkt“ auch „gewunken“? Wie können die Formen linguistisch erklärt werden? Wie sollte mit Varianten umgegangen werden? Wie lassen sich Grenzen der Variation bestimmen?
Vor diesem Hintergrund werden wir das Konzept der Schulsprache beleuchten, den Fehlerbegriff differenzieren, uns kritisch mit der Idee des Sprachverfalls und mit der Jugendsprache beschäftigen.
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