Kommentar |
Die von Kaiser Konstantin angestoßene Entwicklung einer zunehmenden Integration der Kirchen in die Strukturen des Römischen Reiches in der Spätantike und die wachsende zentrale gesellschaftliche Rolle des Christentums führen zu neuen Anforderungen an das kirchliche Amt, besonders den Bischof. Kirchliche Ämter gewinnen an Attraktivität für die traditionellen Führungseliten des Reiches; für Gemeindechristen werden neben den Erwartungen an persönliche „Heiligkeit“ und Charisma eines Bischofs soziale Merkmale wichtig. Die Entwicklung motiviert umgekehrt Reflexionen darauf, was einen guten Herrscher aus christlicher Perspektive ausmacht. Christliche Autoren und Prediger transformieren überkommene Ideale guter Herrschaft im Licht biblischer Vorbilder und christlicher Wertvorstellungen. In der Praxis kommt es dabei zwischen Kaisern und Bischöfen zu vielschichtigen und manchmal konfliktgeladenen Aushandlungsprozessen über ihr jeweiliges Selbstverständnis und ihre jeweiligen Kompetenzen und Rollen im Blick auf die Kirche und die Christ:innen. Das Spannungsfeld von Kirche, Gesellschaft und Politik wird so in den Transformationsprozessen des 4.-6. Jh. exemplarisch anschaulich. |