Nach dem visual turn ist seit kurzem nun auch von einem sich ankündigenden sonic turn die Rede. In der writing-culture-Debatte bereits problematisiert, wird die logos-Zentriertheit der westlichen Kultur mit der Perspektive auf Klänge und Geräusche erneut hinterfragt. Klang ist dabei zentral mit körperlich-sinnlichem Erleben, Erfahren und Erleiden verbunden. Eine Klanganthropologie erlaubt es, diese Dimensionen näher zu beschreiben und zugleich die eigene Wahrnehmung in der ethnografischen Arbeit zu sensibilisieren. Im ersten Teil des Projektseminars sollen Ansätze der Anthropologie der Sinne und der sound studies daraufhin befragt werden, welche methodischen Anregungen darin für ein ethnografisches Forschungsprojekt stecken, das hörbar machen will und im Ergebnis hörbar werden soll. Wir wollen theoretisch erarbeiten, wie das Format eines ethnografischen Hörspiels aussehen könnte. Im zweiten Teil des Semesters werden wir dann gemeinsam ein Hörspiel produzieren. Dabei geht es erst einmal darum, die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Interviews praktisch zu üben und sich die nötigen Grundkenntnisse für Aufzeichnung und Tonbearbeitung anzueignen. Entstehen soll schließlich ein Hörspiel, das der Idee der Polyphonie sowohl im Sinne einer Gleichberechtigung verschiedener Stimmen, als auch durch die Mischung von Sprache und Geräuschen folgt. Aufgrund der Praxisausrichtung des Seminars ist die Teilnahmezahl auf 10 Personen beschränkt.
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