In diesem Q-Team werden wir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Konzepten und Vorstellungen von Natur und Klimawandel in verschiedenen religiösen, spirituellen und sozialen Bewegungen bzw. zeitgenössischen Gruppen in Berlin auf der Grundlage eigener Feldforschungen herausarbeiten.
Einführend befassen wir uns mit den ontologischen Vorstellungen von Natur und Klima in kultureller und historischer Sicht. Zum Finden von geeigneten Gruppen wird es konkrete Anregungen geben - von Kardezismus, Umbanda, Candomblé, Mazdaznan, Anastasia bis zu Fridays for Future, Extinction Rebellion oder Waldbaden - aber die Studierenden können ebenso gerne geeignete Gruppen vorschlagen. Folgende Forschungsfragen könnten sich dabei ergeben:
In diesem Kursus wird ein besonderer Fokus auf einer kurzen und am Thema ausgerichteten Forschungen in Berlin liegen (aber auch bereits laufende Forschungen können hier ihren Platz finden). Nach einer konzeptuellen und theoretischen Phase in den ersten zwei Monaten des Semesters, werden im Dezember eigenständige Feldforschungen in der klassischen Ausrichtung (Interviews, Beobachtung, Tagebuch) und womöglich durch grenzüberschreitende Erweiterungen (Living Fieldwork, Auto-Ethnographie, Emotionstagebuch, pandemiebedingt ggf. als Netnographie) durchgeführt, die durch ein individuelles Feedback durch die Leiterin des Q-Teams begleitet und im Anschluss im Januar 2022 in der Gruppe diskutiert werden.
Der diesem Team zugrundeliegende Ansatz ist der des Forschendes Lernens, in dem ein offener Dialog jenseits akademischen Habitus und eines verklausulierten Sprachgebrauchs im Vordergrund steht und wir uns als ein studentisches Forschungsteam verstehen. Wichtig soll neben der inhaltlichen Auseinandersetzung deswegen auch die kritische und wohlwollende Reflexion des Forschungs- und Erkenntnisprozesses sein, in dem Fragen, Zweifel, Hypothesen, Bestätigungen, Neuformulierungen und Exhaustierung des Themas bedeutend sind. Es sollte eine Offenheit bestehen, nicht schon vor der Forschung alle Antworten zu kennen, sondern sich vom Feld überraschen zu lassen.
Das Q-Team ist an das Postdoc-Forschungsprojekt Spirituelle Utopien und soziale Transformation. Anthropologische Zukunftsforschung in neuen religiösen Bewegungen in der postmigrantischen Gesellschaft von Inga Scharf da Silva angegliedert. In dieser Forschung, die im Sinne einer kritischen Europäisierungsforschung steht, bildet die Natur eine wichtige, aber nicht die einzige Kategorie des Imaginierens einer möglichen und guten Zukunft.
Die Ergebnisse dieses Q-Teams sollen der breiteren Öffentlichkeit über einen gemeinsamen wissenschaftlichen Beitrag in einer Fachzeitschrift zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus können die Erkenntnisse, aber vor allem der Forschungsprozess in einem eigenen Blog dokumentiert werden.
Sie können gern mit der Q-Team-Leiterin direkt Kontakt aufnehmen unter der E-Mail Adresse: inga.scharf@hu-berlin.de
BISCHOFF, Christine / OEHME-JÜNGLING, Karoline / LEIMGRUBER, Walter (2014) (Hg.): Methoden der Kulturanthropologie. Bern.
LATOUR, Bruno (2017): Kampf um Gaia. Acht Vorträge über das neue Klimaregime. Berlin: Suhrkamp.
LUBRICH, Oliver / STODULKA, Thomas (2019): Emotionen auf Expeditionen. Ein Taschenhandbuch für die ethnographische Praxis. Bielefeld: Transcript.
SCHARF DA SILVA, Inga (2021): “I often came about Rivers that house Gods. The impact of Nature in Umbanda in German-speaking Europe.” In: Hödl, Gerald / Schmidt, Bettina (eds.): From Syncretism to Hybridity. Transformations in African-derived American Religion”. Leiden: Brill, Journal for Religion and Transformation in Contemporary Society (JRAT) (in print).
TAYLOR, Bron (2020[2009]: Dunkelgrüne Religion. Naturspiritualität und die Zukunft des Planeten. Paderborn: Brill.
Der Kurs kann mit 5 ECTS im ÜWP verbucht werden.
Das Q-Team ist offen für alle Student:innen (Bachelor, Master, Doktorat), die offen für eine kulturgeschichtliche Auseinandersetzung mit der Vorstellung von Natur und Klimawandel sind. Es ist möglicherweise interessant für Student:innen aus den Studienfächern Europäische Ethnologie, Religionswissenschaften/Interkulturelle Theologie, Philosophie, Soziologie, Lehramtstudiengänge/Pädagogik, Kultur- und Geschichtswissenschaften. Es werden keine theoretischen und methodischen Vorkenntnisse erwartet, da diese im Kurs vorstellt und gemeinsam erarbeitet werden.