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Römische Münzen als Medien der politischen Kommunikation in der späten Republik & römischen Kaiserzeit - Detailseite

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  • Online Belegung noch nicht möglich oder bereits abgeschlossen
Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 53255
Semester WiSe 2021/22 SWS 2
Rhythmus keine Übernahme Moodle-Link  
Veranstaltungsstatus Freigegeben für Vorlesungsverzeichnis  Freigegeben  Sprache deutsch
Belegungsfrist - Eine Belegung ist online erforderlich
Veranstaltungsformat Blended Course

Termine

Gruppe 1
Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Gebäude Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Sa. 14:00 bis 18:00 vierwöch. 2095B (Seminarraum)
Stockwerk: 1. OG


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Universitäts-Hauptgebäude - Unter den Linden 6 (UL 6)

Außenbereich eingeschränkt nutzbar Innenbereich eingeschränkt nutzbar Parkplatz vorhanden Barrierearmes WC vorhanden Barrierearme Anreise mit ÖPNV möglich
  findet statt     1000
Gruppe 1:
Zur Zeit keine Belegung möglich


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Muth, Susanne , Prof. Dr. phil.
Studiengänge
Abschluss Studiengang LP Semester
Master of Arts  Klassische Archäologie Hauptfach ( Vertiefung: kein LA; POVersion: 2014 )     -  
Zuordnung zu Einrichtungen
Einrichtung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, Institut für Archäologie
Inhalt
Kommentar

Schlüsselbefunde können in ihrem historischen Profil auch verkannt werden…. Ein solches Schicksal scheint momentan den römischen Münzprägungen zu widerfahren. Zwar haben wir sie als ein einzigartiges und zentrales Zeugnis für die Erforschung der politischen Bildkultur des spätrepublikanischen und kaiserzeitlichen Roms erkannt, sowohl was die inhaltliche Seite, als auch was die methodische Seite der Bildinterpretation anbelangt. Dennoch erliegen wir bislang einem Missverständnis, was das konkrete intermediale Funktionieren der Münzprägungen betrifft – mit unschönen Konsequenzen, nicht zuletzt auch und vor allem mit Blick auf die Interpretation der berühmten Staatsmonumente Roms (deren Interpretation bekanntlich, vor allem auch methodisch, vom Verständnis der Münzprägungen abhängig ist). Dieses Missverständnis und seine Konsequenzen sind bisher jedoch nicht wirklich erkannt; vielmehr bringt die gegenwärtige archäologische Forschung den Münzen ein nur noch laues Interesse entgegen, aus dem Trug­schluss, sie hinlänglich in ihrer Aussagekraft erschlossen zu haben. Alles in allem: Zeit – und Grund – genug, sich von neuem über die römischen Münzprägungen in ihrer Bedeutung als Schlüsselbefund für die Erforschung der politischen Bildkultur Roms zu verständigen.

Genau das wollen wir im Rahmen des Seminars tun. Sein Ziel ist nicht mehr und nicht weniger als eine neue Standortbestimmung der römischen Münzprägungen in ihrer historischen Aussage­kraft: In welcher Weise wurden die Münzprägungen bislang gedeutet und wie ihr Potential für die Erforschung der politischen Bildkultur bislang genutzt? Wo liegen Probleme und Missver­ständnisse – und welche Konsequenzen ergeben sich hieraus? Und schließlich: welche Alter­nativen stellen sich für die Deutung der Münzprägungen – und wie ist ihre historische Aussagekraft neu zu definieren? Mit dieser letzten Perspek­tive betreten wir wissen­schaft­liches Neuland, mit offenem Ergebnis. Entsprechend möchte ich das Seminar auch gezielt als Experiment nutzen, in dem wir gemeinsam das Potential einer neuen wissenschaftlichen Erschließung der Münzprägungen diskutieren und ausloten wollen.

Drei Perspektiven erscheinen mir als Ausgangspunkte unserer Diskussion vielversprechend:

  1)  Die Bewertung der Münzprägungen als intermediales Produkt, d.h. in ihrem Zusam­men­spiel von Bild und Legende: wie ist das Zusammenwirken von Bild und Legende konkret zu verstehen und wie die verschiedenen Spielarten (sog ‚homologe’ vs. ‚komplementäre’ Prägungen) zu definieren? Und: lassen sich im Laufe der Zeit Veränderungen im Umgang mit dem intermedialen Potential der Münzprägungen beobachten?

  2)  Die diachrone Analyse der Münzprägungen im Rahmen der politischen Selbst­dar­stellungen der römischen Politiker und vor allem dann Kaiser Roms: welche Themen und Strategien der politischen Präsentation werden jeweils in den verschiedenen Epochen auf den Münzen verhandelt? Zeigen sich Strukturen, die auf einen gewandelten Einsatz der Münzprägungen im Rahmen der Vermittlung politischer Botschaften schließen lassen – und gegebenenfalls auch auf einen Wandel in der Nutzung des intermedialen Potentials? Und wie ist die Geschichte der römischen Münzprägungen grundsätzlich aus der Perspektive einer nahsichtigen Analyse zu bewerten, mit Blick auf ihren strukturellen Charakter (Stichwort: ‚Kontinuität’, ‚Flexibilität, ‚Innovativität’)?

3) die synchrone Analyse der Münzprägungen im Kontext der gleichzeitigen politischen Repräsentation der römischen Politiker und Kaiser: welche Schwerpunkte und ggf. Veränderungen in der jeweiligen Herrscherideologie und Herrscherrepräsentation lassen sich für die jeweiligen Politiker und Kaiser greifen – auf der Basis der politischen Ereignisgeschichte, der Selbstdarstellung im Medium der Staatsreliefs und Porträts sowie der baupolitischen Inszenierung – und wie ordnen sich die inhaltlichen Tendenzen ein, die im Medium der Münzprägungen zu greifen sind: verlaufen sie analog oder werden verschiedene Akzente gesetzt, eventuell unter Nutzung verschiedener medialer Potentialer einer komplexen politischen Selbstdarstellung und Kommunikation zwischen Politikern/Kaisern und Bürgern/Soldaten?

Unter diesen drei Perspektiven wollen wir versuchen, uns den Münzen zu nähern. Die diachrone Fragestellung wird dabei den Rahmen unserer Diskussion bestimmen. Jeder der Teilnehmer*innen übernimmt eine bestimmte Epoche / Kaiser und analysiert die jeweiligen Münzprägungen unter den genannten Perspektiven (intermediales Potential, ideologische Botschaften, Verhältnis zur sonstigen gleichzeitigen politischen Repräsentation). Im sukzessiven Vergleich der verschiedenen Epochen / Kaiser wollen wir dabei versuchen, uns ein umfassenderes Bild von der grundsätzlichen Geschichte der Münz­prägungen zu erarbeiten, sowohl was ihre Rolle in der politischen Selbstdarstellung, als auch was die Auslotung ihres intermedialen Profils anbelangt.

Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar ist die regelmäßige Mitarbeit (Diskussion, evtl. kleinere Hausaufgaben) sowie die Übernahme eines mündlich gehaltenen Referatsvortrages (als Video bzw. Präsentation und separate Audiodatei, das vorab den Seminarteilnehmern zur asynchronen Rezeption zur Verfügung gestellt und dann in der Seminarsitzung gemeinsam diskutiert wird). Die Referatsthemen werden in der ersten Sitzung vergeben. Wer die MAP (also den Abschluss des gesamten Moduls) in diesem Seminar abschließen möchte, sollte das mündlich gehaltene Referat im Sinne einer Hausarbeit nochmals verschriftlichen (als Training für das Schreiben und Organisieren von schriftlichen wissenschaftlichen Texten).

Das Seminar ist im Blended-Format geplant: Je nach Situation des Pandemiegeschehens und der damit zusammenhängenden Auflagen/Möglichkeiten werden wir Präsenz-Anteile und digitale Anteile (asynchron oder synchron) kombinieren. Das genaue Vorgehen werden wir zu Beginn des Semesters vereinbaren. Grundsätzlich angedacht ist, dass wir das, was nur/primär/am besten in der präsentischen Begegnung möglich ist, im Präsenzformat versuchen, und das, was nicht unbedingt der Begegnung in Präsenz bedarf, auf das digitale, asynchrone Format konzentrieren. Konkret heißt dies, dass die Referate im asynchronen Format (Video bzw. PDF der Präsentation & Audio) vorab bereitgestellt werden und von allen rezipiert werden können, und wir uns in der Zeit des Seminars in Präsenz gezielt zur gemeinsamen Diskussion treffen.

Wichtig für alle weitergehende Absprache ist, dass sich jeder Teilnehmer so schnell wie möglich in den Moodlekurs des Seminars einträgt. Das Passwort zur Anmeldung in den Moodlekurs erhalten Sie via mail von uns, wenn Sie sich über Agnes für die Belegung des Seminars angemeldet haben.

Literatur

Literatur:

Zur Diskussion der Münzen in ihrem historischen Potential:

Andreas Alföldi, The Main Aspects of Political Propaganda on the Coinage of the Roman Republic, in: Essays in Roman Coinage presented to Harold Mattingly (1956) 63-95

Tonio Hölscher, Die Bedeutung der Münzen für das Verständnis der politischen Repräsentations­kunst der späten römischen Republik. in: Actes du 9ème congrès international de numismatique, Bern 1979 (1982) 269-282.

Tonio Hölscher, Die Geschichtsauffassung in der römischen Repräsentationskunst, JdI 95, 1980, 265-321.

Andrew Wallace-Hadrill, Image and Authority in the Coinage of Augustus, JRS 76, 1986, 66-87.

Peter Lummel, ‚Zielgruppen’ römischer Staatskunst. Die Münzen der Kaiser Augustus bis Trajan und die trajanischen Staatsreliefs (1991)

Reinhard Wolters, Die Geschwindigkeit der Zeit und die Gefahr der Bilder: Münzbilder und Münzpropaganda in der römischen Kaiserzeit, in: M. Zimmermann (Hg.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jh.n.Chr. (2003) 175-204

Susanne Muth, Bild & Text auf römischen Münzen. Zur Seltenheit einer scheinbar naheliegenden Medienkombination. In: Peter von Möllendorf u.a. (Hrsg.), Ikonotexte – Duale Mediensituationen. Online-
Publikation der Akten einer interdisziplinären Tagung in Gießen / Rauischholzen 2006, 1-18  [http://fss.plone.uni-giessen.de/fss/fbz/fb04/institute/altertum/philologie/dokumentationen/ikonotexte-duale-mediensituationen/ikonotexte_programm/bild-und-text-auf-romischen-munzen/file/muth.pdf]

 

Einführung in die Numismatik

Maria R.-Alföldi, Antike Numismatik, 2 Bd. (1978)

Robert Göbl, Antike Numismatik, 2 Bd. (1978)

Christopher J. Howgego, Ancient history from coins (1995) [dr.: Geld in der Antiken Welt: Was Münzen über Geschichte verraten, 2. Aufl (2011) ]

Patrick J. Casey, Understanding ancient coins. An introduction for archaeologists and historians (1986)

Douglas Smith, Describing Ancient Coins (http://dougsmith.ancients.info/voc.html;
s. auch: http://dougsmith.ancients.info/)

John R. Melville-Jones, A dictionary of ancient Roman coins (1990)

 

Überblick über das Material:

John P.C. Kent – Bernhard Overbeck – Armin U. Stylow, Die Römische Münze (1973).

Harold Mattingly, Roman Coins from the Earliest Times to the Fall of the Western Empire (1928, reprinted 1962)

Andrew Burnett, Coinage in the Roman world (1987)

Clive Foss, Roman Historical Coins (1990)

Robert A.G. Carson, Coins of the Roman empire (1990)

David R. Sear, Eight hundred years of Roman coinage
(http://www.chicagocoinclub.org/projects/PiN/rc.html)

 

Kataloge:

Michael H. Crawford, Roman Republican Coinage (1974) [RRC]

Harold Mattingly – Edward Sydenham / C.H. Sutherland – R.A.G. Carson (Hrsg.), The Roman Imperial Coinage, Bd. I-X (1923-1994, diverse Reprints und zT 2. Auflage) [RIC]

Harold Mattingly, Coins of the Roman Empire in the British Museum, Bd. I-VI (1923-1962, diverse Reprints und zT. 2. Auflage) [BMCE]

Jean-Baptiste Giard, Bibliothèque Nationale: Catalogue des Monnaies de l’Empire Romain. Bd. I-III : Auguste – Nerva (1976-1998); Sylviane Estiot, Bd XII : D’Aurélien à Florien (2004)

Wolfgang Sziavert, Die Münzprägung der Kaiser Marcus Aurelius, Lucius Verus und Commodus (1989)

Max Bernhart, Handbuch zur Münzkunde der römischen Kaiserzeit (1926)

 

Datenbanken:

Roman Republican Coinage online (RRC): http://numismatics.org/crro/

Online Coins oft he Roman Empire (OCRE):  http://numismatics.org/ocre/

Münzkabinett Berlin – interaktiver Katalog: http://ww2.smb.museum/ikmk/

Numismatische Datenbank Eichstätt (NBE):
http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/nbe/nbe.html

Forum Ancient Coins: http://www.forumancientcoins.com

CoinArchives.com - Ancient Coins: http://www.coinarchives.com/a/

Bemerkung

Blocksitzung (Termine: Einführungsveranstaltung: 06.11.2021 um 14 Uhr; weitere Termine: 27.11.2021; 11.12.2021; 22.01.2022; 12.2.2022)!

Dies ist eine Blended Learning-Veranstaltung. Einzelne Sitzungen können in Präsenz stattfinden. Die Ausgestaltung (Wechselmodelle in Gruppen, einzelne Sitzung für alle etc.) wird mit Beginn der Lehrveranstaltung bekannt gegeben.

Prüfung

Hausarbeit im Umfang von 12-15 Seiten (24.000-30.000 Zeichen)

Strukturbaum

Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2021/22. Aktuelles Semester: SoSe 2024.
Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | D-10099 Berlin