Kommentar |
Römischer Wohnkultur nähern wir uns durch die Gestaltung ihrer Wohnräume – ob räumlich durch Architektur, ob dekorativ durch Ausstattung, ob funktional durch Objekte und nicht zuletzt durch die Menschen selber, die in den Räumen gelebt und gehandelt haben. Meistens werden Architektur, Ausstattung und Wohnobjekte einzeln erforscht und erst am Ende im Kontext römischen Wohnens verortet. Der rahmengebende Wohnkontext als komplexes Ensemble vieler Elemente wird dabei oft vernachlässigt. Deshalb wird im Seminar der römische Wohnkontext als Gesamtes Thema sein um so ein solides Fundament für künftige Kontextualisierungen zu bieten.
Seit der Entdeckung der vom Vesuv verschütteten Städte prägen die dort gemachten Funde bis heute unser Bild des römischen Wohnens. Sie bieten die umfassendsten und die besterhaltenen Beispiele römischer Wohnarchitektur und -ausstattung. Hauptsächlich haben sich anhand dieser Beispiele diverse Methoden zur Analyse römischer Wohnformen herausgebildet. Ein Ziel des Seminars ist es, diese methodischen Ansätze zu kennen, verstehen und anzuwenden. In einem zweiten Schritt werden die Methoden kritisch hinterfragt und ihre jeweiligen Grenzen aufgezeigt. Dies ist vor allem dann relevant, wird die weitere Entwicklung des römischen Wohnens in der römischen Kaiserzeit betrachtet, die vor diesem Hintergrund zunehmend interpretatorische Schwierigkeiten birgt, wie zum Beispiel: das Atrium-Peristyl-Haus ist verschwunden, das eigentlich als ‚römisches‘ Haus überhaupt gilt; anstatt der prächtigen Wandmalereien der pompejanischen Häuser, die so viele Untersuchungen auslösten, ist der Befund jetzt von großflächigen Mosaiken bestimmt. Ein weiteres Ziel des Seminar ist somit, ein chronologisch und regional breiter gefasstes Bild des römischen Wohnkontextes zu vermitteln. Inwiefern bleiben die anhand der pompejanischen Wohnhäusern abgeleiteten Erkenntnissen relevant, sobald der lokale Kontext der römischen Wohnhäuser Pompejis verlassen wird?
Das Seminar beginnt mit einer gemeinsamen Lektüre der einschlägigen methodischen Forschungstexte. Anschließend werden in Kleingruppen asynchron exemplarische Wohnhäuser analysiert und gegen Ende des Seminars in großer Runde, das in Kleingruppen Bearbeitetes präsentiert und diskutiert. |
Literatur |
Einen kurzen Überblick über den aktuellen Wissensstand bietet der folgende Text und ist eine gute Vorbereitung für das Seminar:
John R. Clarke, "Domus/Single Family House." In A Companion to Roman Architecture, herausgegeben von Roger B. Ulrich – Caroline K. Quenemoen, 342-362. Chichester: Blackwell, 2014. |