Kommentar |
Seit der Veröffentlichung von Pierre Bourdieus Esquisse pour une auto-analyse (2004) ist der Begriff der Scham an der Schnittstelle von Sozial-, Kultur- und Literaturwissenschaften ins Zentrum gesellschaftlicher Debatten um Praktiken der Beschämung, von Ausschluss und Gewalt geraten. Im Seminar wollen wir unterschiedliche theoretische Konzepte von Scham und ihre Abgrenzung von anderen Emotionen (Eve Sedgwick, Jean-Pierre Martin, Klaas Huizing u.a.) diskutieren und in diesem Kontext ausgewählte literarische Texte lesen, mit denen französische Autor*innen in den aktuellen politischen Diskurs intervenieren: Annie Ernaux: La honte (1997), Édouard Louis: En finir avec Eddy Bellegueule (2014) und Qui a tué mon père (2018), Inès Bayard: Le malheur du bas (2018). Das Interesse des Seminars richtet sich dabei auf die ästhetische Wirkung der Texte und das emanzipatorische Potential der Fiktionen der Scham, das sie entfalten. Alle Texte sind auch in deutscher Übersetzung zugänglich. |