Kommentar |
Im Zentrum des Seminars steht die konkrete Auseinandersetzung mit schulklassischen Texten. Als Schulklassiker werden gemeinhin Autor*innen und Werke bezeichnet, die zum Kernkanon des Deutschunterrichts zählen, da sie über einen längeren Zeitraum regelmäßig im Deutschunterricht behandelt, in Unterrichtshilfen für Schüler*innen wie Lehrer*innen kommentiert werden und in in für den Unterricht geeigneten Ausgaben vorliegen. Folgt man Renate von Heydebrands kanontheoretischer These, dass sich die Stabilität eines materialen Kernkanons der Dynamik eines parallelen Deutungskanons verdankt, wäre nach analogen Zusammenhängen im Literaturunterricht zu fragen. Tatsächlich ging und geht es für Lernende wie Lehrende darum, die Aktualität, die sogenannte Lebensweltrelevanz, die gattungspoetische Wirkmächtigkeit oder die zeitlose Bedeutung der gewählten Lektüren stets aufs Neue herauszustreichen. Für Lehrende gilt dies zum Beispiel in Zusammenhang mit Unterrichtsentwürfen in der zweiten Ausbildungsphase, in der Legitimierung von Stoffwahl und Aufgaben oder im Anspruch, die Schüler*innen für das zu Lesende einzunehmen. Für die Lernenden selbst handelt es sich oft um die Variante eines Geständnisimperativs, der eine persönliche Involviertheit abverlangt, etwa in Interpretationsaufsätzen. Die damit verbundenen Herausforderungen sollen lösungsorientiert am Beispiel von vier klassischen „Ganzschriften“ (Dramen und Romane) eruiert werden. Ein Vorschlag zu den Texten findet sich im Moodlekurs des Seminars. |